
Zsolnay-Mausoleum
2016 August
Wir machten einen Besuch bei unseren Nachbarn, bei den Verwandten, in der Kindheit, in den Erinnerungen. Ist ein Besuch immer mit Erfahrungen, Gefühlen und Erlebnissen verbunden? Dieser Gedanke hat mich auf der letzten Fahrt nach Pecs sehr beschäftigt.
Wir fuhren durch Ungarn. Die Dörfer waren einfach und teilweise doch sehr gepflegt. Ständig flackerten Erinnerungen auf – über Schönes, längst Vergangenes, erst kürzlich Erlebtes. Es sind die Jahre, die einen Schatz an kleinen und größeren Geschichten in mir angesammelt haben. Die Landschaft flog an mir vorbei. Irgendwo wurde trockenes Erdäpfelkraut verbrannt. Der Geruch von gebratenen Bramburi liessen mich unweigerlich an meine Großmutter denken. Wir Kinder durften auch immer bei der Ernte auf dem kleinen Feld vor dem Haus helfen und Kartoffel braten. Mit einem Steckn haben wir dann die verkohlten Erdäpfel aus der Glut geholt. Besteck brauchte da keiner. Im ganzen Gesicht waren wir dreckig und russig von der schwarzen verbrannten Schale. Schön und abenteuerlich war das. Und keiner hat sich aufgeregt oder Sorgen gemacht, dass das ungesund sein könnte.
Und kaum war diese Erinnerung zu Ende gedacht bogen wir schon auf einen Feldweg ab (war bei der Tour angeblich nicht geplant). Je weiter wir fuhren, umso schlechter und schlammiger wurde der Pfad. Zurück war jetzt auch keine Option mehr. Absteigen und schauen wie es da vorne weiter geht. Nicht besser! Eigentlich geht´s gar nicht weiter. Brombeeren überall. Weg? Wo? Jausenpause! Ich pflückte ein paar Brombeeren. Und da war dann dieser unvergleichliche Geschmack der Waldbrombeeren…
Und da war sie wieder die Großmutter, aber diesmal die andere. Die Oma wollte immer einmal im Jahr zur Brombeerzeit zu ihrem Elternhaus, denn daran hat sie sich erinnert, dass es dort einen Brombeerschlag gab. Die Wiese und der kleine Wald gehörte jetzt einem Bauern. Wir haben gefragt, damit wir durch die Weide gehen durften. Vorbei an den Kühen hüpften wir Kinder über die Kuhfladen – leider auch manchmal rein. Da waren halt die Kinderbeine doch zu kurz. Vorbei an den Brennesseln kletterten wir über einen Stacheldrahtzaun. Das war für die Oma gar nicht so leicht, weil sie ein schlechtes Bein hatte. Und dann standen wir zwischen mannshohen übervollen Brombeerstauden. Unsere Küberl waren schnell voll. Natürlich besuchten wir auch den Steinhaufen hinter dem Schlag. Das war die Ruine des Elternhauses. Ein kleines Haus mit nur zwei Zimmern. Und da hat sie uns gezeigt, wo die Stube war, wo sie aufgewachsen ist, wo sie das Bett mit ihrer Schwester teilen musste. Der Besuch beim Elternhaus war immer ein ganz wichtiges Ereignis für die Oma. Wieder zuhause wurde dann köstliche Brombeermarmelade eingekocht..
Aber irgendwie mussten wir weg von den ungarischen Brombeeren und zurück auf eine ordentliche Straße. Wir wollten ja die Verwandschaft in Pecs treffen. Mari hat uns am Sonntag vom Hotel abgeholt. Wir haben einen so schönen Tag miteinander verbracht. Die Stadt ist so schön, es gibt so viel zu bestaunen und sie war der perfekte Tourguide. Danke nochmals. Wir haben die Herzlichkeit der Familie und die Gastfreundschaft sehr genossen. Natürlich wurden da auch viele Geschichten aus der Vergangenheit ausgegraben. Und so ist der Besuch in Pecs eine weitere schöne Geschichte in meiner Schatztruhe der Erinnerungen.
Make Life a Ride
Pi & Ami
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