
Der SOS-Track
Als wir um 8:30 in Sighetu Marmatiei beim Grand Hotel aufgebrochen waren, ahnten wir noch nichts von den Ereignissen des Tages. Locker rollten die 10 Big Enduros bei prächtigem Kaiserwetter ins Gelände. Tom hatte einige Tracks im Navi gespeichert. Und der erste führte uns gleich vorbei an einer Schafherde und keifenden Riesenhunden direkt in den Wald. Der Weg war steinig und wurde immer steiler. Plötzlich eine Weggabelung. Der eine Forstweg schaute mit seinen tiefen schlammigen Furchen nicht sehr einladend aus. Beim Zweiten musste ein kleines Bachbett mit etwas Schwung durchfurtet werden, um danach in der steilen Rechtskurve den weiterführenden Hohlweg zu treffen. Also mit dem richtigen Schwung, mit einer exakten Linienführung und guter Beherrschung der Maschine musste das zu bewältigen sein. Meister Navi war auch überzeugt, dass es da rauf gehen muss. Nach der genauen Analyse der Strecke waren nicht mehr alle Fahrer so überzeugt, dass das zu schaffen ist. Aber was soll’s! Somit wurden die ersten freiwilligen Testfahrer ins Rennen geschickt. Horst nahm den Bach ganz elegant, die Streckenposten navigierten ihn vorbei an jedem Felsbrocken. Und schon lenkte er geschickt in den Hohlweg ein. Gas und wandl rechts, geschickt grade noch das Gleichgewicht gehalten und den Bock in die Spur gebracht, schon wandl links und patsch, Bock und Horst hatten sich in der Hohlwegwand eingebaut. Die Streckenposten waren schnell zur Stelle, halfen beim Aufstellen und wusch, Horst sauste die letzten paar Meter hinauf.
Während Horst schon auf der Piste war, hat Norbert das Umfallen mit dem Bock im Trockentraining auf der andern Seite des Baches souverän geübt. So gut vorbereitet, wollte auch er es wissen. Der Bach, die richtige Linien in der Kurve und klatsch! Norbert hatte die rechte Hohlwegwand geschnupft. Die Streckenposten waren natürlich gleich wieder zur Stelle. Norbert flitzte die letzten Meter hoch. Die ersten beiden hatten es geschafft.
Easy! Fritz war als Nächster am Start. Der Sprung über den Bach gelungen, jedoch dann nicht exakt das Vorderrad in der richtigen Spur aufgesetzt, plötzlich kein Halt unter den Füssen, ein Stein, der den Lenker verdrehte, dramatischer Abwurf nach rechts, grad noch konnte er unter dem fallenden Bike wegrutschen. Fritz stand auf, aber in dem Moment war ihm auch klar, dass mit der Schulter was nicht in Ordnung war. Somit setzten wir die Rettungskette in Gang. Fritz wurde am Soziasitz* runter zum Gasthaus gebracht und ein zweiter Fahrer fuhr seine Maschine ins Tal. Die Rettung war verständigt und wartete unten auf den Patienten.
Die anderen warteten am Ort des Geschehens oben im Wald und beschäftigten sich mit Reifenwechsel (Horst), gebrochenes Windschild reparieren (Norbert), schauten zu oder halfen mit. Karl mit dem universal Leatherman engagierte sich ganz besonders, was ihm – oder besser gesagt seinem Kreuz – nicht gut tat. Dazu kam noch ein Sturz mit der Maschine beim Losfahren und der Bandscheibenvorfall war perfekt. Sein Off-Road-Abenteuer in Rumänien war damit zu Ende. Auf der Asphaltstrasse konnte er sich mit Verena bis zum Quartier durchschlagen, was auch noch schmerzerfüllte fünf Stunden dauerte.
Die verbliebenen Schotter-Biker suchten weiter befahrbare Tracks, bevor auch sie im Quartier ankamen. Ja, wie bei den zehn kleinen Negerlein (ich weiss, dass ist politisch inkorrekt) schrumpfte die Truppe auf einen Schlag zusammen. Nun waren es nur noch 7!
*War die kaputte Schulter bei Fritz nicht schon genug, nein einer der Hirtenhunde hat ihn beim runter fahren in die Wade gebissen. Wenn schon Pech, dann richtig.
Oh wow, das ist echt abenteuerlich. Und ihr habt das freiwillig mitgemacht?
LikeLike
Ja, wir haben uns im Herbst bei einer Tour kennen gelernt und haben uns ausgemacht die Runde in der Ukraine zu machen und wieder Rumänien. Das hatte uns allen so gut gefallen.
LikeLike