Bunte Blätter und Skulpturen

2020_Italien

Wir 2

Weit sind wir gefahren, um dem Herbst ein bisschen zu entkommen, aber in den letzten Tagen hat er uns eingeholt. Die Nächte werden kühler und die Blätter verfärben sich auch hier. Die Sonne kämpft sich durch den Morgennebel, was ihr in den vergangenen beiden Tagen nur ganz schwer gelungen ist. Trotzdem schlüpften wir in unsere Rüstungen und ritten mit dem Bock durch die Lande.

Das Val d‘Orcia und Monte Amiata mit seinen 1670 Höhenmeter stand am Fahrplan, eine etwas längere Tour, als die vorhergehenden Tage. Das hieß, doch etwas früher aus den Federn. Noch müde gähnte ich auf den ersten Kilometern in meinen Helm hinein, während der Vordermann schon voll in seinem Element war und eine Kurve nach der anderen mit dem Schlachtschiff alias Bock dahin schipperte. Die kleinen Dörfer, die wir durchquerten, waren menschenleer und wirkten grau in grau wie die nebelige Morgenstimmung. In Seggiano fanden wir endlich eine offene Bar, die am Montag zwar nur Getränke anbot. So stand es zumindest auf einem großen Schild. Das war aber nicht weiter schlimm, denn wir hatten eh noch keinen Hunger. Der Espresso tat gut, meine Lebensgeister war wieder auf touren und so machte das weiter fahren wieder Spass. Der Aufstieg zum Monte Amiata durch den herbstlichen Wald war super. Oben wurden wir mit Sonnenschein begrüßt. Durch das Herbstlaub wirbelten wir wieder den Berg runter. Wir hatten uns umentschieden und die Route von Meister Garmin verlassen. Sein „Sie haben die Route verlassen, bitte wenden“ wurde einfach ignoriert. Wir wollten nach Montepulciano. Nach einem Spaziergang durch die menschenleere Stadt kehrten wir beim ältesten Weinkeller im Palazzo Contucci ein. Der Vino Nobile di Montepulciano von 2019 lagert dort noch in den Eichenfässern. Eine Flasche vom Jahrgang 2015 haben wir als Kostprobe mitgenommen, mehr ging nicht. Das sind halt die Nachteile, wenn man mit dem Motorrad zum Weinhändler fährt. Der Magen knurrte und die Abenddämmerung kündigte sich bereits an, also ging es rasch zurück nach Siena.

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Am nächsten Tag hatte Meister Garmin schon wieder kein Leiberl! „Sie haben die Route verlassen, bitte wenden!“ Irgendwie wollte der Nebel nicht verschwinden und es könnte sich gar Regen anbahnen, daher nicht zu weit von Siena entfernen, dachten wir uns. Der Wegweiser zum Parco sculpture del Chianti klang spannend, hatten wir doch schon mit toskanischer Landart Bekanntschaft gemacht. 12 Kilometer fuhren wir auf feinstem easy Schotter, ein unerwartetes Fahrvergnügen für diesen Tag.

Zwei riesige Paprika kündigten den Park an. Die Beschilderung für den Eingang und den Ticketshop war etwas verwirrend und nach zwei Runden quasi um die zwei Paprika herum, hatten wir alles gefunden. Ticket gelöst und App herunter geladen, schon konnte der ein Kilometer lange Spaziergang durch das ehemalige Wildschweingehege beginnen. Künstler aus 20 Nationen von allen fünf Kontinenten wurden eingeladen hier in dem Eichenwald zeitgenössische Kunst im Einklang mit der Natur zu schaffen. Eine spannende Herausforderung, aber sehr gelungen. Mit der App am Handy ausgerüstet, bekamen wir die nötigen Hintergrundinfos zu den einzelnen Skulpturen. Es war sehr kurzweilig und sehr interessant, wie sich die Künstler mit der Thematik auseinandersetzten und letztendlich, wie sie es unterschiedlich umsetzten. Besonders unterhaltsam fanden wir, wenn eine Interaktion vorgesehen war, z.B. beim Labyrinth von Jeff Saward, ein Künstler aus England, der weltweit als DER Spezialist für Labyrinthe anerkannt ist. Er greift hier ein Labyrinth auf, dass 700 vor Christus in den Italienischen Alpen gefunden wurde. Das Original war aus dem Felsen gehauen. Die Glassteine sind die moderne Interpretation. Wenn man im Zentrum angekommen ist, kann man dort sitzend zu sich selbst finden. Inspirierend, oder? Den Link zum Park findet ihr nochmals hier. Es ist schade, dass auch der Skulpturenpark mitten im Wald, in den nächsten Tagen wegen dem Covid-Lockdown für Museen in Italien, geschlossen werden muss. Ohne Kunst & Kultur wird´s still im Herbst und Winter, nicht nur in Italien.

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Regen sei Dank, kamen wir leicht nass in unserer „Wohnung auf Zeit“ im Palazzetto in Siena an. Trotzdem, es war ein sehr gelungener super Tag.

#toskana #tuskany #motorradreisen #makelifearide #herbst

2 Gedanken zu „Bunte Blätter und Skulpturen

  1. Elisabeth Kratschmer

    Genießt eure Fahrten durch „Bella Italia“, auch auf Schotterstraßen die euer Bock ja ganz besonders gerne hat und dabei entdeckt ihr auch noch so einiges an Kunst- Gratulation! – Tolle Kombination – auch das Abendessen schaut sehr lecker aus! – Genießt den Herbst und nehmt viele Eindrücke mit, damit der Winter dann in unserem Land kurzweilig wird!

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  2. Bine

    Hoffe, ihr kommt gut Heim uns sitzt nicht irgendwo fest! Gestern haben sie gesagt, dass Italien in einen Lockdown geht?! Alles Liebe und sammelt noch viele Eindrücke. Es ist schön, euch auf Reisen zu folgen und so ein bisschen von der Welt zu sehen. und festzustellen, dass es doch noch sowas wie „Normalität“ gibt 🙂 Alles Liebe

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