Ein Versuch in den Süden von Italien zu fahren

2020_Italien

Ein Versuch in den Süden zu kommen

„Wir kamen zurück, um wieder los zu fahren!“ So könnte man unsere Suche nach dem nächsten Sonnenfenster in Italien bezeichnen. Jetzt waren wir schon eine gute Woche in der Toskana unterwegs, nur mit dem Bock. Der Carello-Anhänger und das Auto durften noch weiter am Bauernhof in Bolgheri bleiben. Das war fein, denn nur mit dem Motorrad sind wir eine überschaubare Fuhre und flexibler. Weiter im Süden in der Basilikata sollte sich ein längeres Sonnenfenster auftun und das Gebiet sollte noch gelb auf der italienischen Corona-Ampel sein, d.h.: Lockdown light mit Bewegungs- und Reisefreiheit. 

Wir kamen zurück zum Bauernhof in der Toskana, weil der Bock noch schnell mit neuen Patschen aufgerüstet werden musste, damit wir die nächsten rund 3000 km, die wir gerne noch in Italien fahren würden, gefahrlos runter radeln können. Nun, wir packten uns für die nächsten Tage (oder vielleicht gar noch 2 Wochen) Motorradreise mäßig zusammen (Anmerkung am Rande: wir hatten entsetzlich viel unnötiges Zeug mit dem Auto nach Italien mitgeschleppt). Natürlich war Rei in der Tube mit im Gepäck. In vier Etappen wollten wir gemächlich auf kleineren Straßen südwärts ziehen. Wir fuhren also wieder los!

Der erste Reisetag war eher unspektakulär, ausser, dass wir im November bei strahlend blauem Himmel in Richtung Trasimeno-See unterwegs waren. Einfach ein prächtiger Tag, ein paar kleine Schotterstraßerl, es fühlte sich alles sehr unbeschwert an. Wirklich ein gutes schon fast ungewöhnliches Gefühl in diesen Tagen. Nochmals machten wir einen Abstecher auf den L‘Eroica-Radweg, der sich quer durch die Toskana schlängelt. Entlang einzelner Etappen auf dieser Straße kreuzt immer wieder der Pilgerweg des Hl. Franziskus, der klarerweise nach Assisi führt. An diesem Spätnachmittag genossen wir noch schnell die letzten Sonnenstrahlen am See und eine Pizza, weil die Lokale ja um 18:00 Uhr zusperren. Danach zogen wir uns in einem Bauernhaus etwas ausserhalb von Castiglione del Largo zur Nachtruhe zurück. Kurz nach 17:00 Uhr ist es um diese Jahreszeit bekanntlich ja schon zappenduster.

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Der zweite Reisetag begann ….. sehr sehr nebelig. Ein langer Reisetag lag vor uns, daher gab es kein Erbarmen. Wir mussten früh aus den Federn. Da mussten wir durch, vorbei an der Freiheitsstatue und auf nach Assisi. Irgendwo mussten wir noch eine Wärmeschicht zulegen, denn es war ziemlich frisch in der Nebelsuppe. Auch Assisi versteckte sich noch in einer dicken Nebelschwade, aber irgendwie war schon zu erkennen, dass sich die Sonne durchkämpfen wird. Nach der Kaffeepause war es dann so weit, Assisi bei strahlend blauem Himmel. Und dieser Himmel begleitete uns den ganzen Tag bei unserer Fahrt entlang der Gebirgskette des Apennin, eine unglaublich beeindruckende Bergkulisse, die leider immer wieder von Erdbeben erschüttert wird. In Amatice waren die schwer beschädigten Gebäude des letzten Bebens von August 2016 und Jänner 2017 unübersehbar. Die Berge leuchteten noch im Abendlicht und abermals mussten wir eine Wärmeschicht zulegen.  Bis Celano mussten wir noch durchhalten. Unerfreulicherweise hatten wir auf den letzten 20 km ein Schleicherillo-Polizeiauto vor uns, das exakt die erlaubten 50km die kurvige Bergstraße runter gurkelte.  Die haben nur gewartet, dass wir ein Überholmanöver starten. Aber nicht mit uns! Geduld ist unsere Stärke *grgrgr*. Es war daher natürlich wieder zappenduster, als wir im Quartier ankamen. Der Vermieter im B&B übernahm dankenswerterweise persönlich den Pizza-Lieferservice, da die Restaurants zwischenzeitlich wegen dem Lockdown light schon geschlossen hatten. Das war Kundenservice der Extraklasse.

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Zum dritten Reisetag kann ich nur „Paradiso wusello“ sagen. Wir waren in den Abruzzen und wir wuselten nur so dahin. Eine Kurve nach der anderen und strahlend blauer Himmer (klaro)! In Gioia Vecchio auf 1400m Seehöhe machten wir Halt. Der kleine Ort wirkte ziemlich verlassen. Aber der Schein trügt. Die Häuser werden hauptsächlich im Sommer zur Bewirtschaftung der Almen genutzt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass jetzt im November „tote Hose“ da oben ist. Wahrscheinlich bereiten sich die Bären auch schon auf den Winterschlaf vor, immerhin soll es da ja welche geben. Gesehen haben wir natürlich keinen. Über die Nordflanke von Opi aus fuhren wir auf der SR509 durch herbstliche Buchenwälder über den Pass Forca d‘Acero auf 1536m Seehöhe, wo auch die Provinzgrenze zwischen Abruzzen und Latium verläuft.  Diese Straße ist fantastisch. Wer hier in der Nähe ist, sollte sie auf gar keinen Fall auslassen. Auf der Südseite des Passes liegt ca. 60 km entfernt das Gründungskloster des Benediktinerordens Abazzia Montecassino. Das Kloster hat eine leidvolle Geschichte hinter sich, wurde es doch schon mehrmals zerstört. Am schlimmsten wurde es im 2. Weltkrieg umkämpft und getroffen. Die Kunstschätze und Pläne waren damals vorsorglich in den Vatikan gebracht worden und so konnte der gesamte Komplex originalgetreu wieder aufgebaut und restauriert werden. Das Museum war wegen der neuen Covid-Verordnung in Italien geschlossen. Die Kirche und das Kloster konnten wir in aller Ruhe besichtigen. Wir waren schwer beeindruckt. Der Bock musste einsam am Parkplatz ausharren, bis wir wieder kamen. Unglaublich, wir hatten Montecassino für uns alleine.

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Bei der Weiterfahrt streiften wir nochmals die herbstlichen Kastanienwälder Kampaniens, bevor wir in Telese Terme nahe Benevento in einem Albergo unser Nachtlager aufschlugen und nochmals die Nachrichten checkten.
Schlagartig war die Leichtigkeit und Unbeschwertheit der letzten Tage verflogen. Die Provinz Basilikata (unser Ziel für die Freuden des Südens) und die Toskana (Auto und Hänger) gehen auf Orange und das alles ab Mittwoch. Das bedeutet die Reisfreiheit ist weg. Von den beiden Provinzen war die letzen Tage nie die Rede, es war immer nur Kampanien im Gespräch, umso überraschter waren wir über diese Entwicklung. Ende im Gelände! Der Rückzug in den Norden war somit besiegelt.

Der vierter + fünfter Reisetag beschränkte sich auf eine taffe Autobahnfahrt mit dem Motorrad 472km zurück in die Toskana. Das Gespann – Auto, Hänger, Bock – fertig machen, eine Mütze Schlaf nehmen und dann weitere 970km auf der Autobahn nach Österreich radeln.
Unsere Reise in den Süden endete somit abrupt am 12. November 2020, 21:00 Uhr, nördlich der Alpen.

Und noch kaum das Jetlag verarbeitet, hat uns der Lockdown in Österreich auch schon eingeholt. Wir hatten traumhafte vier Wochen in Italien. Die schönen Erinnerungen sind Balsam für die kommenden Wochen. Wir sind für den Lockdown gerüstet.

2020_Italien

Kampfausrüstung gegen das Chinesische Virus

Bleibt alle gesund, gemeinsam besiegen wir das Chinesische Virus. Lachen ist gesund!

Bis zum nächsten Mal
Ami + Pi + der Bock

#motorradreise #makelifearide #reiselust #motorradfahren #italien

6 Gedanken zu „Ein Versuch in den Süden von Italien zu fahren

  1. Sandra

    War wieder ein toller Reisebericht mit wunderbaren Fotos und Einblicken! Die Donne habt ihr im Herzen mit nach Hause genommen und mit uns geteilt! Danke!

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  2. Elisabeth Kratschmer

    Danke für vier Wochen, wo ich zu Hause virtuell mitreisen, Euren vielen Besuchen bei Kulturstätten folgen konnte. Ihr habt sicher viele Eindrücke mitgenommen, die Euch nun im Lockdown etwas „Sonnenschein“ bringen. – Vermutlich nützt ihr die Zeit zu Hause um bereits die nächsten Reisen zu planen, die ich gerne wieder virtuell mitverfolgen werde. – Bleibt gesund!

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