Gorge du Tarn

Pässemarathon 2021

Wir sind gekommen, um ein bisschen zu bleiben! Wir hatten uns für sechs Nächte in ein Ferienhäuschen in Saint Chely du Tarn eingemietet. Das war ein guter Ausgangspunkt für sämtliche Pässe, in Frankreich, die uns noch fehlten. Bei Florac bogen wir in die Schlucht ein und die ersten Kilometer waren schon eine große Überraschung. 

Zwischen 400 und 500 Meter emporragende Felsenklippen in den verschiedensten Formationen reihen sich hier eng aneinander. Dazwischen erstrecken sich satt grüne Waldstücke und ragen schroffe graue Felsbrocken auf.  Die Straße verläuft eng an das Bergmassiv geschmiegt, mäßig breit, aber mit teilweise ganz gut einsichtigen Kurven. Wir wedelten mit dem Bock so richtig dahin. Jeden Tag wurde er schneller. Im Oktober ist tatsächlich hier schon fast Saisonende. Die Campingplätze waren verwaist und die Canus waren bereits aus dem Wasser gezogen. Die Schlucht ist dünn besiedelt. Kleine mittelalterlichen Dörfer mit winzigen Steinhäuser picken förmlich an den Felsen. An einigen exponierten Stellen sieht man Ruinen bzw. Burgen die wieder aufgebaut wurden. Denn während der Hugenottenkriege (1562-1598) wurde in der Gorge du Tarn alles zerstört, damit sich keine Protestanten hier verstecken konnten. Von Saint Enimie, einer der größeren Orte mit 527 Einwohnern, erstreckt sich die Schlucht ca. 37 km in westliche Richtung bis Le Rozier, wo das Tal weiter wird. Bei Pas de Soucis gibt es ein Aussichtsplateau, mit Blick auf einen der Felsstürze. Die Tarn kam an dem Tag, als wir dort waren, wie ein kleines Bächlein daher. Aber wenn man das Schwemmgut auf den Felsen sieht, wird schon klar welche Wassermassen da bewegt werden bei Hochwasser. 

Unsere Fahrt war einfach spektakulär, durch viele in den Felsen gehauene Bögen und ein Stück war eine einspurige Balcony-Road mit überhängenden Felsen. Die Gorge du Tarn soll man nicht nur auf der Straße erkunden auch für Kletterer ist sie interessant. Angeblich gibt es 700 gesicherte Klettersteige in der Schlucht. Und natürlich ist die Perspektive vom Wasser aus eine ganz andere. Nachdem wir den letzten unserer Cevennen-Pässe oben am Plateau bei Rieisse auf 946 Höhenmeter erledigt hatten, kletterten wir mit dem Motorrad die überaus steil absteigende Straße bei La Maleine hinunter. Die Haarnadelkurven waren nicht ohne und erst die schmale Straße. Die fehlenden Straßenbegrenzung bei den steilen Abhängen macht mich ganz nervös. La Maleine ist auch so ein Bilderbuch-Ort. Von dort fahren die geführten Touren zu Wasser mit den Kähnen ca. 8 km am Tarn flußabwärts. Das Geschäft der Kahnfahrer wird grundsätzlich in den Familien weiter gegeben. Seit dem ende des 19. Jahrhunderts gibt es die Bateliers in diesem Ort. Auf so einem Kahn haben maximal fünf Passagiere platz. Die Boote müssen mit ganz wenig Tiefgang bei sehr seichten Stellen auch über Schotterbänke kommen. Dabei kommt eine lange Holzstange zum abstoßen und lenken zum Einsatz. Aber die Tarn hat auch Tiefen bis zu 10 Meter, also geht die Schlucht noch unter Wasser weiter. Der Kahn treibt mit der Strömung und wo genug Wasser ist, wird der Aussenbordmotor angeworfen. Die Farbe des Wassers  ist grün bis tief schwarz und dort wo sich der Himmel spiegelt dunkelblau. Unser Fährmann Niko sprach leider nur französisch und das sehr schnell. Glücklicherweise hatten wir einen sehr netten pensionierten Harley-Davidson fahrenden Polizisten aus Paris an Bord, der für uns übersetzte. Echt super, so haben wir bei dem ehemaligen Kloster an dem wir vorbei kamen, erfahren, dass Mrs. Jacqueline Kennedy als junges Mädchen dort bei der Familie, die das Haus gekauft hatten, als Kindermädchen angestellt war. Zumindest wird diese Geschichte gerne den Touristen erzählt. Vom Wasser aus wirkte die landschaftliche Szenerie der Gorge du Tarn noch gewaltiger.

Uns hat die Tarn Schlucht in den Bann gezogen. Jeder Tag dort war ein Vergnügen. Sogar der Regentag am Sonntag, den wir in dem beschaulichen Örtchen Saint Chely in unserem kleinen Steinhäuschen verbrachten. Mittags schlemmten wir im örtlichen Wirtshaus in der Auberge de la Cascade und nachmittags als der Regen kam wurden die Routen für die nächsten Tage geplant. Ein sehr erholsamer und unspektakulärer Sonntag in der spektakulären Tarn Schlucht. 

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4 Gedanken zu „Gorge du Tarn

  1. Bine

    Unglaublich, was es alles gibt und schön, dass ihr uns an eurer Reise teilhaben lasst. Gute Fahrt noch und kommt gut Heim; es wird teilweise schon nass und unfreundlich – und auch kalt 😉

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