
Schwer zu beschreiben, wie es sich anfühlt, wenn man einen Fluss, der einen schon das ganze Leben lang begleitet, auf den letzten paar Metern ins Meer folgt. Wo beginnt er und wo endet er?
Bis zum Schwarzen Meer in Constanta waren wir schon gekommen, also nahmen wir noch die letzten paar Kilometer in Richtung Tulcea in Angriff, um von dort aus mit einem Boot in das Donaudelta bis Sulina zu kommen. Am letzten Stück gibt es nämlich keine Straßenverbindung.
Die Anreise über die weite abgeerntete braune Steppentafel der rumänischen Kornkammer wurde nur ein Mal von einem violetten Plastiksackerl, das sich auf einer Distel am Straßenrand verheddert hatte, farblich aufgelockert. Es waren heiße Stunden und es war einfach unspannend. Erst als die ersten Hügelketten der Dobrutscha, einer Gegend, die südöstlich an das Delta anschließt, auftauchten, wurde es etwas abwechslungsreicher. Bei einem kurzen Halt auf der Anhöhe bei der mittelalterlichen Burgruine Enisala konnte der Blick schon in die 5.800 Quadratkilometer große Deltaregion schweifen. Es ist ein Glücksfall, dass es die im 14. Jahrhundert von den Osmanen erbaute Burg noch gibt, denn als Folge des russisch-osmanischen Krieges, liessen die russischen Generäle vor etwa 200 Jahren alle militärischen Stützpunkte der Osmanen niederreissen. Enisala war damals schon aufgelassen und wurde daher vergessen. Irgendwie sind wir hier im Osten von Rumänien mit unserem österreichischen Kennzeichen Motorradexoten, denn auch hier kam ein einheimischer Biker (Lorenz) auf uns zu, einfach nur um „Hallo“ zu sagen. Eine schöne Geste.






Nach einer kurzen Verschnaufpause in Tulcea, machten wir uns auf die Suche nach dem richtigen Boot für die Reise ins Delta. Jeder Anbieter rittert um den nächsten Kunden, denn die Saison ist kurz und die Touristenströme fehlen, mangels der Gäste der Kreuzfahrtschiffe, die derzeit wegen des Krieges in der Ukraine nicht anlegen. Wir vertrauten bei unseren Überlegungen Adrian, einem lokalen „Keiler“, der uns an seinen Freund weiter vermittelte. Sicher verdient er so ein bisschen Körberlgeld. Es hat alles super geklappt und nächsten Tag saßen wir schon mit anderen Passagieren in einem kleinen Boot und zischten ins Donaudelta.
Es war alles gut organisiert, Kutschenfahrt in den Urwald Letea und Mittagessen in einem Bauernhaus inklusive. Der Wald sollte normalerweise vom Schwarzen Meer gespeist werden und unter Wasser stehen. Auf den Dünen dahinter sind die wilden Pferde beheimatet. Das war zwar nicht, da alles ausgetrocknet war. Auch das Delta kämpft mit der großen Trockenheit. Aber sonst führte uns der Kapitän in unglaublich schöne Regionen, Kanäle und Seen. Das Biospärenreservat Donaudelta beherbergt über 5000 Tierarten. Vor allem viele Vögel (z.B.: Pelikane, Adler, Reiher, Schwäne, uvm.) finden im Delta ihre Nistplätze.
Bei Zusammenfluss von Brigach und Breg bei Donauseschingen, quasi der Beginn der Donau, waren wir schon. Von dort sind es 2811 km bis Sulina der Mündung im Schwarzen Meer und 680 m Höhenunterschied. Wir leben bei Stromkilometer 2058,7 und bei Stromkilometer 1927. Es ist also eine ganz schöne Strecke, bis „unser Wasser“ hier bei Stromkilometer 0 ankommt. Wir fuhren mit dem Boot ins Schwarze Meer hinaus. Wie schon gesagt, ist es schwer zu beschreiben, wie sich das Ende des Flusses angefühlt hat, ein Gefühl des Ankommens, ein Gefühl des Überganges in etwas Neues. Auf dieser Reise queren wir immer wieder die Donau. Bei der Exkursion ins Donaudelta haben wir die Donau einen ganzen Tag lang bei ihrem Weg ins Schwarze Meer begleitet.



Wer einen Tipp für Entschleunigung braucht, dem sei ein Aufenthalt in Sulina oder Mila 23 empfohlen. Hier ticken die Uhren seeeeeehr langsam.














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die Donau gibt ja auch im Delta etwas her – vielleicht werde ich bei Rumänien auch zur Wiederholungsreisende! – Jetzt werde ich einmal schnuppern! – Viel Kultur, Landschaft, nette Leute und gute Kulinarik – da geht einem ja nicht so schnell etwas ab! Wünsche Euch weiter gute Fahrt und freue mich auf die weiteren Berichte.
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panta rhei…
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