Weiter am Hellespont

Wir bewegten uns von Troja aus weiter am Hellespont (antiker Name des nordwestlichen Teils von Kleinasien) und passierten schon fast ungewollt eine Sehenswürdigkeit des Altertums nach der anderen.

Nicht ohne Grund ist die Region dem UNESCO-Kulturerbe zu zurechnen. Homers Ilias und Odyssee sowie alles, was wir in der Schule über die alten Griechen lernen mussten, wird hier förmlich lebendig. Vielerorts brachten archäologische Funde die Tempel, Burgen, Bäder und ganze Städte wieder ans Tageslicht, alles eigentlich Teile der europäischen Geschichte.

So stolperten wir bei Alexandria über die durch ein Erdbeben zerstörten Ruinen des Herodes Atticus Hamam von 135 AD. Seinen Abmessungen von 125 x 84 m machten es zu einem der größten Gebäude seiner Zeit.

Ein paar Kilometer weiter bei Gülpinar folgten wir der Wegmarkierung zum Apollo-Tempel Smintheon, eine prächtige Überraschung. Die Namensgebung stammt vermutlich von dem Wort „sminthos“ was „Maus oder Ratte“ heißt. Apollo galt als der Gott der Heilkunst und Prophezeiung. In diesem Zusammenhang könnte man mutmaßen, dass er als „Mausvertilger“ (wörtliche Übersetzung) bzw. als Pestgott verehrt worden ist. Auch mit Homers Ilias wird die Namensgebung in Verbindung gebracht.

Kein vorankommen, denn bald schon leuchtete uns der Burgberg von Assos entgegen. Abermals eine gigantische Verteidigungsanlage mit Tempelbauten, die weit hin für die ankommenden oder passierenden Schiffe sichtbar waren. Die profanen Häuser reihen sich unterhalb der Festung auf den steilen Anstiegen entlang der noch mit Steinen gepflasterten engen Straße. Händler haben hier heute dicht an dicht ihre Läden schwer mit touristischen Souvenieren und sonstigen Firlefanz aufgerüstet. Ob das alles jemals gekauft wird ist die Frage? Nur gelegentlich findet man Gewürze, selbst gemachte Marmeladen und eingelegte Oliven. Der Blick oben am Plateau von Assoa kann weit über das türkisblaue Meer schweifen.

Und dann das! Würde unser Aufenthalt in Assos zwangsweise etwas verlängert? Schon wieder wenig Luft im Vorderreifen. Wir hatten uns im neuen Vorderreifen tatsächlich eine Schraube eingefahren. Jetzt war alles klar, daher mussten wir bereits beim Herodes Bad wieder Luft aufpumpen. Zuerst kurz überlegen „abwarten und Tee trinken“ und schon war der Reifenschuster zur Stelle, fixte das Loch und wir konnten langsam, zwar mit Verspätung, nach Bergama/Pergamon weiter fahren. Langsam deswegen, weil eine ganz schöne Strecke neu dick mit Rollsplitt bestreut war. Wir eierten mit dem Motorrad nur so dahin. Scheinbar ist das die türkische Version von Straßensanierung, Teer, reichlich grober Rollsplitt, mit der Walze ein bisschen drüber und dann warten bis die überschüssigen Steinchen irgendwann quasi durch den Verkehr weg geputzt sind. Unser maroder Scheinwerfer flackerte auch gelegentlich. Gut, dass es ein zweites Licht auf der Maschine gibt. Im Gästehaus in Bergama hatten wir schon Nachricht gegeben, dass wir uns verspäten würden. Der Gastgeber öffnete uns die Tore und wir rollten in einen wunderschönen Garten. Eine richtige kleine Erholungsoase erwartete uns dort. Das Stiefelbier war natürlich an dem Tag besonders willkommen und schmeckte in der idyllischen Umgebung besonders gut.

Nach einem reichhaltigen türkischen Frühstück marschierten wir los zur Seilbahn, die zur Akropolis von Pergamon fährt. Pergamon, sollte ja eine zweites Athen werden und dementsprechend großzügig war die Burg und das Tempelareal angelegt. Hoch oben auf einem Felsplateau reihten sich einst mehrere Heiligtümer aneinander, Paläste für die Könige und hochrangige Würdenträger. Die Details zur Geschichte von Pergamon könnt ihr selber nachlesen. Der Namen leitet sich wahrscheinlich von Pergament ab, das angeblich hier erfunden wurde. Auch war Bergama im Altertum für seine Kurbäder bekannt. Die Unterstadt in der Ebene war für das einfache Volk angelegt. Die Straßenachsen richteten sich nach den Tempelanlagen am Berg aus. Der heutige Altstadtkern ist noch sehr vom osmanischen Charakter geprägt. Für uns natürlich eine ganz andere Welt, aber wir mögen das.

Wer zum Bier des Tages möchte muss hier klicken.

#Troas #assos #türkei #turkiye #geschichte #bergama #pergamon

4 Gedanken zu „Weiter am Hellespont

  1. Elisabeth Kratschmer

    na was da alles kulturell am Weg ist! – und bei solchem Frühstück könnt ihr sicherlich den ganzen Tag durch die diversen Ruinen stampfen! –
    Genießt die warme Mittagssonne – hier fehlt diese schon öfters! Weiter gute Fahrt!

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  2. Bine

    Wow – das ist ja dieses Mal ein echtes Kultur-Feuerwerk. Genießt die Sonne, es tut gut zu sehen, dass ihr es noch schön und warm habt. Und ganz wichtig: kommt gut nach Hause!

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