Einfach drauf los auf den Spuren der Banditen

Orgosolo

Die Landkarte aufgeschlagen und einfach drauf los geplant. Hier eine ziemlich kurvige Straße und da noch ein anderer Weg, der sich in die Berge rauf windet. Und schau da gibt es noch einen kleine weiße Verbindungsstraße, die könnten wir auch noch versuchen. Aber Orgosolo sollte auf alle Fälle dabei sein. Und der ganze Tag soll nicht zu lange werden. Dann wurden alle Puzzleteile am Garmin eingespielt und zusammen gezählt – ups doch 271 km! Na dann rauf auf den Bock, keine Zeit verlieren und los.

Der erste Stopp war natürlich in Orgosolo, das für seine Murales bekannt ist. Die ersten Wandmalereien entstanden, als Sardinien die Autonomie anstrebte. Die Leute wehrten sich gegen den Plan Italiens, auf der Insel Militärbasen zu errichten. Man wollte einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Propaganda für die Sardische Idee wurde mit Wandplakaten verbreitet, die aber auf Grund der Verwitterung nicht lange hielten. Und warum nicht dann gleich direkt auf die Wand malen! So entstand das erste Wandbild 1969. Jetzt gibt es an die 150 Malerein an den Häusern, die sich mit der Thematik der schlechten Bedingungen der Arbeiter und der Befreiung vom Faschismus beschäftigen.

Aber der kleine Ort in den Bergen war nicht nur ein Zufluchtsort für die Wiederstandsbewegung. Er wurde Ende des 19. Jahrhunderts zum Mittelpunkt des Banditentums. Armut trieb die Leute dazu, zu stehlen, zu wildern oder sich gegen die Regierung zu stellen. Der Regisseur Vittorio De Seta beschreibt in dem Film „Banditi a Orgosolo“ (1961) den Kampf zur Vertedigung der vom Staat enteigneten Ländereien. Heute ziehen die Kunstwerke  jählich tausende Besucher an.

Spät aber doch hat letztendlich der Bockchef für wirtschaftlichen Aufschwung gesorgt, in dem er sich in Orgosolo eine Waffe aus einheimischer Produktion kaufte – ein echtes Wildschwein-Messer. Man kann ja nie wissen, wer oder was einem in den dichten Eichenwäldern in den Bergen begegnet. *grgrgr*

Banditen-Messer aus Orgosolo

Kurve um Kurve ging es weiter über eine kleine Pass-Straße rauf auf 1160m Höhe. Da oben trohnt die Nuraghe Ardasei. Das Kurvengewusel nahm kein Ende. Von Villa Grande bis Talana war die Straße zwar gesperrt. Nachdem uns aber Autos begegneten, ignorierten auch wir  das Fahrverbot. Das war auch gut so, denn in der Zwischenzeit war es schon spät geworden. Bei Urzulei schwenkten wir auf die ss 125, eine der beliebtesten Motorradstrecken in Sardinien. 33 km wedelten wir ganz alleine bis Dorgali dahin. Das ist sicher eine Seltenheit auf der Straße. Weit nach Sonnenuntergang bremste sich  der Bock im Quartier ein. Von wegen kurze Strecke! Es war ein langer Tag.

#sardinien #orgosolo #murales #wandmalereien #kurvenparadies

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