Sur le pont d’Avignon

Ich bin ein großer Mireille Matthieu Fan, daher musste die Geburtsstadt der Chansonsängerin Avignon, unbedingt am Besichtigungsprogramm stehen.

Für mich hat niemand die Bekanntheit der Stadt so gefördert wie Mireille mit dem alten Lied „Sur le Pont d´Avignon“. Die ersten belegten Texte dazu stammen angeblich aus dem 15. Jahrhundert. Die Brücke führte damals über die Rhone zu den Vergnügungsinseln, die sich mitten im Fluß befanden. Mit dem Lied wird auf das Tanzen und die Geselligkeit angespielt. Das Lied hat sich überall hin verbreitet. Es wurde auf jeder Hochzeit gesunden.  Man hat den Eindruck, es gibt niemanden, der das Lied in Frankreich nicht kennt.

Die Geschichte der Brücke Pont d´Avignon ist vielfältig, klarerweise die Nutzung als Transportweg, wichtige Mautstelle für die Flussschifffahrt, die Bedeutung als Pilgerstätte für den Heiligen Benezet (der junge Benedikt), der Verfall nach einem schweren Hochwasser um 1660  und der heutige Status als Touristenattraktion.

Die Bedeutung von Avignon beschränkt sich aber nicht nur auf die Brücke. Im Zuge der Kirchenstreitigkeiten im 14. Jahrhundert wurde Avignon zur Papststadt. 1304, nach dem Papst Benedikt XI. nach kurzem Pontifikat gestorben war, wollte der französische König Philipp der Schöne das Papsttum als persönliches Machtinstrument nutzen. Das Kardinalskollegium war damals schon unter sehr großem französischem Einfluß. 1305 wird der Erzbischof von Bordeaux als Papst Clemens V. zum Papst gewählt. Sein offizielle Krönung erfolgt in Lyon, das damals zum römischen Reich gehörte. Politische Gründe und sein gesundheitlicher Zustand bewegten ihn in Frankreich zu bleiben. Avignon wurde als Ort für die päpstliche Residenz ausgewählt, weil es im Besitz des Königs von Neapel war und dieser war Vasall des Papstes. Von 1335-1430 wurde am Palast gebaut und erweitert. Es war die größte Baustelle des Jahrhunderts bautechnisch und einmalig in der religiös-politischen Geschichte des Papsttums. Von aussen wirkt der Bau wie eine Festung. Innen hat er einen schlossartigen Charakter. Die Ausstattung war für die damalige Zeit prächtig und teilweise sind noch Holzdecken und Fresken erhalten, die bis heute keiner Renovierung bedurften, ein einmaliges Zeugnis der französischen Gotik. Avignon war für sieben Päpste das kirchliche Zentrum. Gregor der XI. bemühte sich um die Rückkehr des Heiligen Stuhls nach Rom, was 1376 dann auch erstmals wieder der Fall war. 

Wir hatten uns ganz modern Online-Tickets gekauft, damit wir ohne Wartezeit gleich rein durften. Das war auch gut so, denn eine lange Warteschlange hatte sich bis auf den großen Vorplatz des Palastes gebildet. Im Preis inbegriffen war ein Histo-Pad, ein Tablet, mit dem man selbständig eine Tour durch die Palastanlage machen konnte. Bis wir aber den Dreh heraus hatten, wie man das Ding halbwegs richtig nutzte, waren wir auch schon wieder aus dem Palast draussen. Es ist schon erstaunlich, was für Schätze die Vorgenerationen uns hinterlassen haben. Der Palast und die Brücke sind sicherlich DIE Besichtigungsmagneten der Stadt. 

Das Musee Angladon hat mich in Avignon noch interessiert. Es beherbergt die rund 1000 Artefakte aus der Privatsammlung von Jacques Doucret. Ausgestellt sind verschieden Meisterwerke, z.B.: Cézanne, Modigliani und auch ein van Gogh. Aktuell lief noch eine Schau von Man Ray einen Pionier der Foto- und Filmkunst. Und nach so viel Kunst tauchten wir einfach in das sonntägliche Geschehen der Stadt ein, im Cafe sitzen, Wein trinken und die Leute rund herum beobachten. Scheinbar saß eine bekannte Persönlichkeit gleich Rücken an Rücken zu mir. Mehrer Menschen sprachen ihn an und machten Fotos mit dem Mann. Keine Idee, wer das war. Vielleicht ein Netflix-Star? Der Bürgermeister war es auf alle Fälle nicht, denn den hab ich gleich gegoogelt. Mireille Matthieu kam leider nicht vorbei, aber das macht nichts, wir waren im Mai 2018 in ihrem Konzert in Wien und saßen ganz nahe an der Bühne. 

Von Arles nach Avignon ist zwar nicht weit, aber auch da gäbe es einiges zu sehen, was wir leider aus Unwissenheit verpasst haben einzuplanen (z.B.: Abtei Montmajour und Les Beaux). Macht auch nichts, denn  in Avignon könnte man schon einige Tage verbringen und wir hatten nur einen langen Nachmittag dafür vorgesehen. Wo wir aber auf gar keinen Fall vorbei gefahren sind, ist die Pont du Gard, ein gigantisches römisches Äquidukt. Natürlich gehört die Brücke zum Weltkulturerbe und wird fleißig touristisch vermarktet. Das ist auch verständlich, den das Bauwerk und die Infrastruktur rund herum gehört gepflegt und erhalten. Mit einer Spannweite von 275 m und einer Höhe von 49 m erstrecken sich die drei Bogenreihen mit einer Breite von 6 m über das Tal der Gardon. Was für eine bautechnische Leistung die Ingenieure im 1. Jahrhundert n. Ch. erbracht hatten. Statik und Ästhetik sind meisterhaft vereint. Die Brücke zählt zu den best erhaltenen Wasserkanälen  der Römerzeit und best erhaltenen Brückenbauwerken der Antike. Einfach gigantisch!

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