Wir haben es sportlich genommen und sind trotzdem wacker mit dem Motorrad gefahren. Bei der gebuchten Schwarzwald Ausfahrt bei Touratech war es zwar auch feucht und nebelig, aber der Regen platschte erst so richtig runter, als wir wieder unter dem Festzelt am Gelände in Niedereschach ankamen.

Die Weiterfahrt am nächsten Tag nach Colmar führte uns abermals in den Schwarzwald, grundsätzlich eine tolle Gegend zum Motorradfahren, viel grüne Natur, tolle kleine kurvige „Strässlis“ (Strassen), Hügel auf und Hügel ab, vorbei an malerischen kleinen Dörfern. Bei unserer „extra foggy Tour“ war aber nicht viel vom märchenhaften Schwarzwald zu sehen. Kleine Highlights gab es aber trotzdem. Das ist ja das Schöne am Motorradreisen, dass man sich abseits der großen Routen bewegt und so manch lokalen Kulturschatz entdeckt. Und nicht zu vergessen, dass Meister Garmin ein wildes Schottersträssli auf unserem Weg zur Donauquelle eingebaut hatte. Der Bock-Chef behauptete zwar, dass sich der Meister das selber ausgedacht hätte, aber da bin ich mir nicht ganz so sicher, ob das nicht seiner Planung geschuldet war.

Wenn man an der Donau lebt, so interessiert sehr, woher dieser große Fluss kommt und wenn wir schon so nahe am Quellgebiet sind, musste das erkundet werden. Nach dem alten Spruch „Brigach und Breg bringen die Donau zu Weg“ sind das die beiden Quellflüsse der Donau. Die hydrologisch grössere Quelle ist die Breg, die bei der Martinskapelle bei Furtwangen entspringt und daher als Ursprungsquelle bezeichnet wird. Ab Donaueschingen wird der Fluss zur Donau. Der Name Donau kommt aus dem indogermanischen „danu“, was soviel heißt wie Fluss. Auch die Römer hatten einen Gott des Wassers, den „Danubius“. Eine Skulptur des Wassergottes bewacht daher die Quelle.

Wie in jeder Region gibt es auch im Schwarzwald so manche Legende zu lokalen Heiligtümern. In einem Prospekt in Niedereschach hatte ich vom „Balzer Herrgott“ gelesen. Auf unserer Fahrstrecke nach Colmar passierten wir Gütenbach und dort sollte sich der Winkelherrgott an der – Adresse: unnamed road – im Wald befinden, 2 km Gehweg vom Parkplatz. Na so weit im Nebel durch den Wald irren wollten wir nicht. Wie könnten wir das Forstweg-Fahrverbotsschild für unsere Zwecke interpretieren? Es stand da, dass der Weg mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen befahren werden darf. Nun denn, dann wurde der Bock kurzerhand einfach umdeklariert. Wir sind ja eh schon viel mit ihm im Gatsch herum geackert. Mit unserem landwirtschaftlichen Fahrzeug erreichten wir bequem im dichtesten Nebel den Balzer Herrgott. Das Lokalheiligtum besteht aus einer in eine Buche eingewachsenen steinernen Herrgott-Figur. Ursprünglich sollte die Figur vom Hofkreuz vom Königenhof im Wagnerstal stammen, der Hof wurde von einer Schneelawine 1844 verschüttet. Um die Jahrhundertwende befestigten zwei Uhrmachergesellen aus Gütenbach die Christusfigur an der Buche und so geschah es, dass die Baumrinde um den Herrgott herum wuchs, dass nur noch der Kopf frei blieb. 1986 legte ein Schnitzer den Kopf frei, so dass das Naturdenkmal von vorbeikommenden Wanderern (oder landwirtschaftlich tätigen Motorradfahrern) bewundert werden kann. Der Name Balzer Herrgott ist den Auerhähnen geschuldet, die sich früher an dem Platz zur Balz einfanden. Interessant!

Noch ein paar Kilometer und wir erreichten Colmar. Der liquid sunshine wandelte sich langsam in richtigen Sonnenschein. Gut so, denn eine ausführliche Tour durch die Vogesen steht am Programm. Aber dazu im nächsten Beitrag. 🙂

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