
Sieben Wochen und ein paar Tage neigten sich dem Ende zu. Es wurde auch in Griechenland kühler und eine Schlechtwetterfront kündigte nichts Gutes an. Unser letzter Stützpunkt Preveza bot noch ein paar Gelegenheiten für coole Ausfahrten, die wir auch nutzten.
Nur wenige Kilometer entfernt liegt die Insel Lefkada die über eine bewegliche Schwimmbrücke mit dem Festland verbunden ist. Einem Geheimtipp eines Freundes folgend, gibt es dort wunderschöne Strände mit karibischem Flair. Und in der Tat es ist so. Über eine mäßig befestigte schmale Straße stürzten wir uns mit dem Bock über enge Kurven quasi die Klippen hinunter. Der Abstieg war nicht ohne, aber es hatte sich gelohnt. Wow, das sind Strände, jetzt im November natürlich menschenleer! Aber auch sonst war die Fahrt ein Vergnügen. Kurven, Kurven, Kurven und nochmals Kurven. Ausblicke auf das weite Meer oder auf die vorgelagerte Inselwelt, gebirgige Anhöhen, von 0 auf 1182 m (Berg Elati) und die Besichtigung eines Klosters so im Vorbeifahren. Bis auf die Stadt Lefkada ist das Eiland dünn besiedelt – kein wunder, dass uns – abgesehen von einigen Pickups, kaum jemand begegnete.
So wie überall in Griechenland, gibt es auch in der Gegend um Preveza jede Menge alte Steine zu besichtigen. Das ganze Land ist übersäht mit historischen Stätten. Wie uns schon der Guide im Palast in Knossos auf Kreta überzeugend erklärt hatte, gäbe es ohne die Geschichte Griechenlands kein Europa. Wie bedeutend so manche Ansiedlung war, kann man bei Nikopolis nachlesen. Die Reste der Stadtmauer, das Theater und das Aquädukt lassen darauf schließen. Die geografische Lage zwischen dem Ambrakischen und dem Ionischen Golf war strategisch günstig und ließ den Handel florieren. Zu Blütezeiten sollen angeblich an die 320.000 Menschen in der Stadt gelebt haben. Für die Gründung einer Stadt war stets das Vorhandensein von Trinkwasser wichtig. Einige kleinere Quellen lagen im direkten Umfeld von Nikopolis, trotzdem wurde nach einer wasserreicheren Quellen gesucht, die bei Agios Georgios lag. Über ein Aquädukt wurde das Wasser über 50 km und mit einem Gefälle von 81 m zur Stadt geleitet. Eine genaue Datierung konnte nicht nachgewiesen werden, jedoch verschiedene Bauphasen und Techniken deuten auf das 1. Jhdt. n.Chr. hin, abgesehen von noch späteren Veränderungen. Dass es sich um einen imposanten Bau handelt, kann man an den Fotos erkennen. Instagram und Co. locken heute Jung und Alt und verleiten so manchen Hitzkopf zu mutigen Flussdurchquerungen. So trafen wir auf einen Motorradfahrer, der sich von TikTok inspirieren liess und mit seinem Bike zu der Schotterinsel in der Mitte des Flusses vorstieß. Nur leider blieb das Fahrzeug dort stecken. Mit Hilfe seines Freundes konnte Mann und Maschine befreit werden. Geschickt manövrierte er sein Gefährt wieder an das sichere Ufer. Coole Stunt-Einlage, die wir dort mitverfolgten und filmten. Es hat sich über das Video gefreut, damit er seine gewagte Fahrt eben auch auf TikTok zeigen konnte.
Motorradakrobatik hin oder her, easy Schotter kann auch ganz reizvoll sein, so erlebt in der Lagune am Ambrakischen Golf. Die Frage war, wie weit kann man auf der Landzunge in die Lagune raus fahren und ist tatsächlich dort das Ende der Straße? Wie wir wissen, kennt Meister Garmin nicht alle Wege auf dieser Welt. Manchmal ist es ihm auch egal, ob es eine Straße gibt oder nicht. Aber ich kann beruhigen, der Bock wurde nicht zum Wassermobil umfunktioniert, es war irgendwo im nirgendwo tatsächlich Ende im Gelände. Flamingos, Pelikane, Kormorane, Reiher und Haubentaucher waren von unserer Annäherung wenig beeindruckt und ließen sich nicht stören.
Unsere griechischen Freunde hatten uns empfohlen unbedingt Shrimps in Koronisia zu essen. Das war ein guter Tipp, die waren köstlich. Klar, frischer geht nicht! Aber auch Preveza ist einen Blick wert. Ein Spaziergang im Hafen und eine echte Schokosünde rundeten unseren Ausflugstag ab.
Die Zeit tickte! Auf Grund des angesagten schlechten Wetters hatten wir uns entschieden, doch die frühere Fähre nach Venedig zu nehmen. Wir packten alles zusammen und suchten eine nette Strecke. Der Himmel war schon leicht eingetrübt, die WetterApp dürfte richtig prognostiziert haben. War da nicht Parga angeschrieben? Ja! Wir könnten es den Reisenden* Rüdiger, Antonia, Martin und Anne, nachmachen, die vor 48 Jahren ihre Reise nach Griechenland auch hier quasi beendeten, bevor es nach Igoumenitsa zur Fähre ging.
*Zur Erklärung: In Matala auf Kreta war mir mein Lesestoff ausgegangen. Im Hotel gab es eine kleine Bibliothek mit Büchern, die Reisende zurück gelassen hatten. Das Buch Hellas. Kreta. 1976, Eine abenteuerliche Reise von Fulda nach Matala, von Rüdiger Nierwetberg, ISBN 978-3-937108-43-8, nahm ich mit. Ein köstliches Lesevergnügen, nachdem wir ähnlich alt sind wie die Protagonisten in dem Buch und unsere heurige Reiseroute – zwar Jahre später – einen ähnlichen Verlauf nahm.
Ungläubig traten wir die Rückreise an. Wie schnell doch die Zeit vergangen war. Die Fähre legte trotz Verspätung in Igoumenitsa pünktlich in Venedig an. Bevor wir jedoch in den Jetzt-aber-nichts-wie-heim-Kurzschluss verfielen, den Bock auf den Hänger verfrachteten und im warmen Auto die 640 km Autobahnfahrt bei 4 Grad Durchschnittstagestemperatur antraten, gönnten wir uns noch einen ausführlichen Rundgang in Venedig.
Noch ein bisschen fort sein wollen, noch ein paar Stunden, noch nicht zurück wollen, noch wo anders sein wollen, nicht glauben wollen, dass über sieben Wochen vorbei sind! Venedig war wie ein Rettungsanker.
Aber, zurück sein im heimatlichen Hafen, trotz anfänglich widerspenstiger Weigerung, ankommen zuhause ist auch ein gutes Gefühl.
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