Szenenwechsel

Pässemarathon 2021

Mit raucht schon der Kopf vor lauter Pässen hier in Frankreich. Die Cevennen sind abgegrast, jetzt noch schnell in das Departement Cantal, um die letzen fünf Pässe einzufahren. Aber Halt! Da gibt es noch was Interessantes zu sehen und zu befahren.

Bei Millau spuckte uns die Gorge du Tarn wieder aus. Nicht ganz unbegründet, denn in Millau überspannt die größte Schrägseilbrücke Frankreichs den Tarn Fluss. Das Viadukt de Millau ist mit einer Streckenlänge von 2460 m und einer maximalen Pfeilerhöhe von 343 m auch das höchste Bauwerk in Frankreich. Von der Absprunghöhe der Millauer Gleitschirmflieger hat man einen der besten Ausblicke auf die Brücke.

Und dann fuhren wir drüber über die Brücke in die Region Auvergne-Rhone-Alpes in den Bezirk Cantal zu unseren nächsten Pässen. Der Plombe du Cantal mit 1850 m ist der höchste Berg im Bergmasiv Monts du Cantal. Die einen Kreis mit ca. 80 km Durchmesser bildende Bergkette wurde als größter Stratovulkan Europas identifiziert.  Die Gipfel sind ehemalige Krater oder Schlote und das Landschaftsbild hatte sich durch Explosionen und Lavaströmen so gebildet. Jetzt ist keiner der Vulkane mehr aktiv, aber das Lavagestein kann man noch vielerorts sehen. Wir hatten schon einige Kilometer zu fahren, um den ersten Pass in der Nähe des Plombe du Cantal zu erreichen, den Prat de Buc. Die Landschaft war herrlich, wieder ganz anders als in den Cevennen. Es gab viele saftige Weiden, grüne Hügel und es wurde schon hochgebirgiger, auch wenn es keine 2000er da gibt. Der zweite Pass, der Col de Peyrol mit 1589 m liegt am Fuße des Puy Mary, der 1783 m hoch ist. Den Aufstieg zur Spitze haben wir uns erspart, da es schon spät war. 2020 führte die Tour de France über diesen Pass. Schnell ein Beweisfoto am Col de Nerone und dann noch Halt in Salers, einem zauberhaften mittelalterlichen Ort. Die Gehsteige waren hochgeklappt, kein anderes Geschäft war offen, nur das Souvenirgeschäft neben dem Besucherparkplatz. Ein kleines Stück und den Col Legal hatten wir noch vor uns und es war unklar, ob es am Montag in der 30 Seelen-Gemeinde Saint-Cirgues-de-Jordanne, wo wir ein B&B gebucht hatten, ein Gasthaus gibt und ob es überhaupt offen hätte. Eine Supermarktdichte vermuteten wir auch nicht in der Gegend, wo sich 20.000 Einwohner auf 50 Gemeinden und rund 5700 km2 aufteilen. Daher haben wir uns entschlossen, doch vom örtlichen Souvenirgeschäft in Salers ein wenig überteuerten Proviant und Wein mit zu nehmen. Somit war das Nachtmahl wenigstens gesichert. Irgendwie kamen wir nicht wirklich schnell voran, vor lauter aaahs, wows und ooohhhs. Es gab einfach zu viel zu sehen. Landschaftlich blätterten wir förmlich in einem Bilderbuch und gefühlt fuhren wir durch eine Filmkulisse mit putzigen kleinen Häusern.

Und ein besonders schönes Haus, war neben den Pässen mit ein Grund, warum wir in Saint-Cirgues-de-Jordanne ein B&B für die Nacht gemietet hatten. Unsere überaus reizenden Gastgeber waren quasi Brexit-Flüchtlinge und hatten sich hier eine neue Existenz mit dem kleinen Hotel aufgebaut. Da ich das Haus so bewunderte, erzählte mir der Gastgeber folgende rührende Geschichte: Der ehemalige Besitzer von dem Haus La Maison Normande war aus dem 30-Seelen-Dorf und musste beruflich in die Normandie übersiedeln, wo er ein schönes Haus besaß, seine große Liebe heiratete und glücklich dort lebte. Im Alter wollte er aber wieder zurück in seine ehemalige Heimat. Seine Frau war darüber sehr unglücklich, weil sie das Haus in der Normandie so vermisste. So ließ er das gleiche Haus nochmals bauen, damit seine Frau wieder glücklich sein konnte. Das einzige, war es ihr nicht bieten konnte war das Meer, aber dafür eine zauberhafte fast schottisch anmutende Landschaft. Genau richtig für unsere englischen Gastgeber. Was wäre Frankreich ohne Liebesgeschichten!

La Maison Normande

#frankreich #cantal #salers #motorradreisen #pässemarathon

2 Gedanken zu „Szenenwechsel

  1. Kratschmer Elisabeth

    Sehr interessant, was ihr da in Frankreich alles entdeckt – und die Geschichten dazu bezaubernd. Ich folge Euch gerne auf Euren Bike-Pfaden und freue mich auf die nächsten Etappen!

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