
Wer sich den oberitalienischen Bergregionen nähert, landet vermutlich meist ungewollt unmittelbar an den Frontlinien des 1. Weltkrieges. Auf unseren Motorradtouren sind wir immer wieder auf Spuren der kriegerischen Vergangenheit gestoßen.
Viele der zahlreichen Bergstraßen, die sich hier schmal in engen Kehren auf die verschiedenen Pässe hoch winden sind Relikte aus der Zeit. Sie führten zu den Forts und den Verteidigungsanlagen und waren für die Versorgung mit Lebensmittel und Munition unter höchst widrigen Umständen angelegt worden. Tunnels wurden von den Männern direkt durch Felsen geschlagen. Beispielsweise wussten die verantwortlichen Bauingenieure beim Bau der Pasubio Passstraße gar nicht, ob es möglich ist, die Straße bis nach oben zu ziehen. Es gab kein Kartenmaterial und keine Erkenntnisse über die Gesteinsbeschaffenheit. Trotzdem wurde nach jedem kleinen Bauabschnitt neu bewertet und mühsam weiter gebaut. Ich habe gelesen, dass die schlechte Versorgung der Soldaten, Krankheiten und das kalte Wetter mehr Todesopfer an der oberitalienischen Front im 1. Weltkrieg gefordert haben, als der Krieg selbst. Das ist gut vorstellbar. Die Gegend ohne Straßen ist unwegsam und rau. Die Berge sind hoch mit wirklich steil abfallenden Hängen Die Winter waren hart und es war mehr als mühsam voran zu kommen.
Drei der monumentalen Kriegerdenkmäler haben wir besucht: Asiago Sacrario am Platz der Helden, das Sacrario militarie del Monte Grappa und das Ossario del Pasubio. Ein bedrückendes Gefühl, zu lesen, wie viele Soldaten von beiden Seiten der Verteidigungslinien – Österreich-Ungarn einerseits und Italien andererseits – hier sinnlos ihr Leben gelassen haben. Asiago war für mich persönlich sehr berührend. Vor der Wand, wo die Gebeine der namenlosen und der namentlich bekannten Österreich-Ungarischen-Gefallenen untergebracht sind lagen zwei große Bücher aus Messing auf und in dem einen Buch war genau die Seite mit den Gefallenen Österreichern mit dem Namen „Haas“ aufgeschlagen. Ich kann zwar nicht sagen, ob einer der Genannten mein Urgroßvater war. Er war im 1. Weltkrieg, aber es wurde nie darüber gesprochen und als Kinder haben wir auch nicht nachgefragt. Der Krieg war ein Tabu-Thema. Die Großväter waren im 2. Weltkrieg und sind Gott sei Dank beide wieder nach Hause gekommen. Vergessen und nicht darüber reden, hat es geheißen. Ich glaube, das war eine stille Aufforderung die Familiengeschichte aufzurollen und ich werde das auch machen. Wie lange die Kriege in den Familien nachwirken, wurde mir in Asiago so richtig bewusst. Die Schicksale der Ahnen sind auch ein Teil von uns.
Sacrario militarie del Monte Grappa
#asiago #pasubio #geschichte #montegrappa #motorradreisen #bergstrassen
Genießt noch die letzten Tage und kommt gut Heim; Nur zur Info: ab Morgen Kontrollen im Bezirk Melk bei „Ein- und Ausreise“ wegen hoher Corona-Zahlen 😦
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Ja, wir haben es gelesen. Ich verstehe es nicht. Was machen die Leute? Wir sind eh schon gewohnt unseren Green Pass herzuzeigen. 😉
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