
Sonntags überlassen wir in Italien die Straßen meistens den Radfahrern. Daher ging es mit dem Zug nach Trient.
Die Hauptstadt des Trentino kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Von den Kelten gegründet, von den Römern erobert und auf den Namen “Tridentum” getauft, beschloss Kaiser Heinrich II im Jahre 1004, den Fürstbischöfen die weltliche Gewalt zu übertragen. Die historische Bedeutung der Stadt ist vor allem im Konzil von Trient begründet, das von 1545 bis 1563 stattfand und Ausgangspunkt der Gegenreformation war. In diese Zeit fiel auch die Neugestaltung von Teilen der Stadt im Renaissancestil. Die Fresken an den verschiedenen Palazzi erzählen noch heute Geschichten von damals. Trotz verschiedener Revolutionen, blieb die Herrschaft bis zum Einmarsch der Truppen Napoleons im Jahre 1796 bei den Bischöfen. Danach wurde das Gebiet Teil des Kaiserreiches Österreich-Ungarn. Ab dieser Zeit begann man mit der Verwirklichung technischer Werke wie der Verlegung der Etsch, dem Bau der Brennerbahn und einer moderneren Stadtentwicklung. Die eigene Autonomie hat viel dazu beigetragen, dass Trient heute ein wichtiger Verwaltungs- und Wirtschaftszweig und auch Sitz der renommierten Universität ist, die besonders für ihre Forschung bekannt ist.
Bei unserem Trient-Ausflug besuchten wir natürlich das Castello Buonconsiglio, um die gotischen Fresken, den so genannten „Ciclo dei Mesi“, der zu den bedeutendsten Freskenzyklen der Welt zählt, anzusehen. Ich hatte den Jahreszeitenzyklus zwar schon vor 30 Jahren ein Mal gesehen, aber schöne Sachen kann man sich immer wieder ansehen. Nachdem wir den Green Pass vorgelegt hatten und Fieber gemessen war, durften wir endlich die Eintrittskarten kaufen. Dann gingen wir los durch die verschieden Räume, in die Loggia mit den wunderbaren barocken Fresken und durch den Arkadenhof. Dann bestaunten wir die aktuelle interessante Ausstellung über Fede Galizia, eine der wenigen Malerinnen, die bereits Anfang des 17. Jahrhunderts Bekanntheit erlangt hatte. Und dann standen wir vor der verschlossenen Tür zu den gotischen Fresken! Dafür hätten wir nämlich eine extra Ticket und eine Zeit-Slot-Buchung benötigt. Blöd, dass uns die Dame an der Kassa das nicht gleich gesagt hat, denn als wir später nachfragten waren alle für uns Zugfahrer möglichen Plätze ausgebucht.
Nun, wir nahmen es sportlich und stiefelten weiter zur Seilbahn, die über die Etsch auf den benachbarten Hügel gespannt ist. Von dort genossen wir den tollen Ausblick, fuhren wieder runter, pilgerten noch zum Flohmarkt vor der Kirche San Appolinare fuore le mure und wieder zurück zum Domplatz. Und dort saßen wir dann in der Sonne und beobachteten das sonntägliche Treiben, bevor es mit dem Zug wieder zurück nach Levico Terme ging.



Anmerkung der Redaktion: Vor lauter schauen hatten wir die Zeit übersehen und einen Zug verpasst. Daher mussten zwei weiter Stunde sitzen und schauen! Es war, im wahrsten Sinne der Worte, ein beschaulicher Sonntag in Trient.
#trient #italien #sonntag #ruhetag