Auf der Durchreise

Nicht immer war Reisen so bequem wie heute. Die meisten setzen sich in den Flieger, in den Reisebus oder in den Zug und fahren von A nach B. Wer es ein bisschen abenteuerlicher haben will, fährt mit dem Motorrad, so wie wir. Das ist zwar anstrengender, vor allem wenn die Etappen lange sind und fast jeden Tag ein anders Quartier gesucht werden muss.

Wieder andere fahren mit dem Fahrrad oder gehen zu Fuss durch die Lande. Das ist noch um einiges beschwerlicher. Ein jede/r tut halt wie sie/er möchte. Als es noch keine so große Auswahl an bequemen Fahrgelegenheiten gab, war man auf Kamelen, Pferden, Eseln und per pedes unterwegs und das alles ohne Hotel-Buchungsplattformen. Handelsrouten waren bekannt und verbanden wichtige Umschlagplätze miteinander. Meist folgen heute noch Straßenverbindungen diesen historischen Wegen.

Unsere Reiseroute von A nach B führte von Göreme nach Beysehir vorbei an Konya. Diese ganze Region war vor hunderten von Jahren durchzogen von Handelswegen. Nachdem die Seldschuken im 11. Jahrhundert weite Teile Anatoliens erobert hatten, wurde auch deren Architektur übernommen, Karawansereien entstanden für die Reisenden. Die Bauten waren burgartige Anlagen mit dicken Mauern und boten Schutz, Schlafmöglichkeiten, Unterstände für die Tiere, Warenlager und Verpflegung an. Die Sultanhani Han oder Karawanserei von 1229 lag an der historischen Seidenstraße und wurde schnell zur größten Anlage in Kleinasien. Eigentlich hatten wir die Besichtigung nicht eingeplant, aber da eine Pause sowieso nötig war, machten wir halt. Und es hat sich gelohnt in der Vorstellung in die Geschichte der Handelsreisenden von damals einzutauchen, sich vorzustellen, hier anzukommen und Zwischenstation zu machen. Lohnenswert war auch die anatolische Teppichausstellung in der 15 m hohen Winterhalle. Färbemethoden mit natürlichen Farbstoffen und eine kurze Einführung in die Bildsprache der Muster war interessant. Ich muss zuhause gleich schauen, was mir unsere Teppiche für Geschichten erzählen. Am liebsten hätte ich ein paar Teppich-Exemplare mitgenommen.

Unweit von Sultanhani, zweigte eine Straße in die trockene Landschaft ab. Obruk Han, eine weitere Karawanserei direkt bei einer Doline (obruk = türkisch Doline) gelegen, war unser nächstes Ziel. Bei den Recherchen war zwar geschrieben, dass Obruk Han im Moment wegen Baufälligkeit nicht zugänglich sei. Wegen der 800-Jahrfeierlichkeiten, wurden die Renovierungen vorangetrieben und das ganze Areal Han und die Moschee sind bereits ziemlich fertig. Interessant war hier natürlich die Doline hinter dem Bauwerk. Bautechnisch wurden bei dieser Anlage viele Materialien aus griechisch-römischer Zeit und christlichen Bauten verwendet. Irgendwo hab ich gelesen, dass Obruk Han relativ schnell gebaut wurde. Da wäre es nur verständlich, dass so alles was verfügbar war verwendet wurde.

Ein wirkliches architektonisches Juwel der seldschukischen Architektur aus dem 13. Jahrhundert fanden wir zufällig in Beysehir – die Esrefoglu Moschee. Sie ist eine der wenigen noch erhaltenen Holzmoscheen. Das Eingangsportal und der Mihrab (Gebetsnische) sind mit Fayencekacheln ausgekleidet. Bemerkenswert ist ein steinernes Becken in der Mitte der von Holzsäulen umgebenen Gebetshalle. Hier kann Wasser oder Eis eingefüllt werden, um die Luftfeuchtigkeit für das Holz zu gewährleisten. Das hatte ich noch nie vorher gehört. Reisen ist für mich immer eine große Wissensbereicherung. Die Moschee und die umgebenden Gebäude (gedeckter Bazar, Hamam, osmanische Wohnhäuser, bilden eine wunderschönes Ensemble. Fein, dass in Beysehir das geschätzt und fleißig renoviert wird.

Ich muss sagen, diese Fahrt von A (Göreme) nach B (Beysehir) barg einige großartige Überraschungen. Wir freuten uns über diese willkommene Abwechslung zwischen den langweiligen Etappen auf den Schnellstraßen um Konya.

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