
Fahrt aufnehmen und zügig die letzten Zielpunkte ansteuern! Ende des Monats muss alles abgeliefert sein. Aber halt! So leicht ist das gar nicht, denn es gibt noch einiges zu besichtigen, z.B.: Granada.
Andalusien ohne Granada einen Besuch abgestattet zu haben, das geht gar nicht. Daher verbanden wir die Anreise nach Granada mit der Erstürmung von drei Zielpunkten. Zur großen Überraschung begrüßte uns in der Sierra Nevada bereits der erste Schnee. Bei über 2550 Höhenmeter ist das um diese Jahreszeit auch nichts wirklich Aussergewöhnliches. Nun, wärmer wäre uns eben etwas lieber gewesen. 5 Grad auf der Temperaturanzeige liegt nur knapp über dem Punkt, wo am Display am Motorrad die Schneeflocke auftaucht. Langsam werden unsere Packtaschen wieder dünner und wir immer dicker, weil wir die mitgebrachten warmen Sachen drunter anziehen müssen. Der Herbst ist in der Tat auch in Andalusien angekommen.



Die Stadt Granada liegt eingebettet zwischen Gebirgsketten und öffnet sich in ein Tal hin. Die Wurzeln gehen weit in der Geschichte zurück, die oft überaus brutal und blutig war. Am prägendsten jedoch war die maurische Herrschaft von 711 bis 1492 in allen Belangen. In der Altstadt ist die maurische Architektur allgegenwärtig. Die Alhambra mit den Palästen der Nasriden-Herrscher war eine eigene Stadt in der Stadt und schwebt förmlich auf einem strategisch günstigen Plateau über den Dächern Granadas. Die Stadtburg verfügt über mehrere Teile, die Zitadelle, die Paläste, die Medina und angrenzend, aber bereits ausserhalb der Mauern befindet sich der Sommerpalast Generalife mit den Gärten. König Karl I. (gleichzeitig Karl V. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches) plante Granada zum Residenzsitz für die Herrschaft in Spanien zu machen. Daher liess er einen Teil der Nasriden-Paläste schleifen und eine Renaissancepalast mitten in der Alhambra erbauen. Der Palast wurde nie fertig gestellt, weil sich die Interessen auf Grund der Eroberung Amerikas verschoben hatten. So erhielt der Palacio Carlo V. erst Mitte des 20. Jahrhunderts ein Dach. Wie schon in Sevilla, war es schwer Tickets für die Alhambra zu bekommen. Zu Schwarzmarktpreisen ist es uns doch gelungen, an einer Führung teilnehmen zu können, nur leider waren die Nasriden-Paläste nicht inkludiert. Das alleine wäre Grund genug wieder zu kommen und lange vorab sich um die Karten zu kümmern.
Gesehen haben wir trotzdem viel und konnten in die Atmosphäre der alten Stadt eintauchen. Wir waren in einem Teehaus, waren in der ältesten Tapas-Bar Las Manueles, zogen durch den Arabischen Markt, durch die engen Gassen von Albaicin und bewunderten das Portal der Kathedrale. Der Grablege der Katholischen Könige (Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon) konnten wir keinen Besuch abstatten, es war zu spät, noch ein Grund wieder zu kommen.
Ja, aber wir hatten zufällig das Glück eine liturgische Prozession live miterleben zu können. In sämtlichen spanischen Kirchen hatten wir schon die übergroßen, reich geschmückten Tragefiguren in den Altarnischen gesehen. Zu sehen, mit welchem Aufwand und Pomp die Zeremonie vollführt wird, war sehr beeindruckend. Wir wohnten gleich um die Ecke bei der Basilica de San Juan de Dios (Heiliger Johannes von Gott). Wegen einiger Straßensperren hatten wir Schwierigkeiten zu unserem Quartier zu kommen. Dann wussten wir warum, weil die Prozession vorbereite wurde. Der Erzengel Raphael wurde mit allen Ehren, Blasmusik, Weihrauch und Glockengeläute auf einer riesigen golden Trage in die Kirche bewegt. Warum an dem Tag die Zeremonie vollzogen wurde, konnte ich zwar nicht herausfinden. Meine Theorie ist: der Erzengel Raphael steht für Heilung; der hl. Johannes von Gott ist der Schutzpatron der Krankenhäuser, der Kranken und Krankenpfleger, sowie der Buchdrucker; neben der Kirche ist ein Krankenhaus der Barmherzigen Brüder vom hl. Johannes von Gott angeschlossen und in Spanien finden im Oktober Aktionen für die Krebshilfe statt. Ich gehe davon aus, dass die Prozession vielleicht damit zusammen hing. Wie auch immer, es war beeindruckend. Noch eine kleine Bemerkung am Rande. Um 1775 komponierte Joseph Haydn die Missa brevis Sancti Joannis de Deo in B-Dur (Hob. XXII:7) für den Orden der Barmherzigen Brüder vom hl. Johannes von Gott in Eisenstadt.
Die Stadt Granada hat uns in ihren Bann gezogen.
Drei Zielpunkte geschafft: 11 – 3 = dann waren´s nur noch 8.
Jetzt sollten wir uns sputen, nachdem in der Sierra Nevada schon der erste Schnee liegt. 🙂



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