
Ja, sie war wieder da, die grässliche schwarze Wolke! Aber diesmal hatte sie den Wind als ihren Begleiter mitgebracht. Stellenweise machte er uns ziemliche Schwierigkeiten in der Spur zu bleiben. Mit 90km/h blies er uns um die Helme und schob von allen Seiten (meistens seitlich) kräftig an.
Wir schrammten an Madrid vorbei. Mit viel Seitenwind rollten wir bei Mejorada del Campo von der Autobahn in die Antonio Gaudi Straße 1. Nein, dort wartete kein Bauwerk des bekannten spanischen Architekten auf uns, sondern eine ganz besondere Kirche. Ein gewisser Justo Gallego Martinez, kein wirklicher Architekt sondern ein Geistlicher, hatte diesen Platz für sein Lebenswerk ausgesucht aus Dankbarkeit nach einer überstandenen Tuberkulose-Erkrankung. 60 Jahre seines Lebens hat er tagtäglich 10 Stunden an seiner Vision gearbeitet. Er baute eine Kirche, nach seinen Vorstellungen. Laut Martinez ist sein Bauwerk „Unserer Lieben Frau auf dem Pfeiler“ einer Schutzheiligen Spaniens, gewidmet. Gelegentlich bekam er Hilfe von Verwandten und Freiwilligen. Das Baumaterial waren Sachspenden, Ziegel, Zement, Stahlgitter, Glas und vieles mehr, Materialien, die bei anderen Bauten übrig geblieben waren oder sonstige Elemente, die niemand mehr brauchte. Aufmerksam wurden wir auf diesen besonderen Bau durch eine Dokumentation mit dem Titel „Eine Kirche aus Müll“. Von Müll kann man aber keineswegs reden, denn alles ist solide bei dem gigantischen Bau verarbeitet. 4.700 m2 verbaute Fläche, 35m Höhe, 55m Länge , 25m Breite, ein Kloster und eine unterirdische Krypta, 12 Türme mit einer Höhe von 58m, 28 Kuppeln, eine Kuppel mit einem Durchmesser von 35m, mehr als 2000 Glasscheiben, alles teilweise aus wiederverwertbarem Material. Am 28. November 2021 verstarb Justo. So bleibt die „Don Justo Kirche“, wie sie im Volksmund heißt, vorerst unvollendet. Die Stadtväter sahen bisher keine Notwendigkeit das für die Gemeinde touristisch wichtige Gebäude zu beschildern, lediglich die repräsentative Adresse hatte man ihr zuerkannt. Wer die Kirche sehen will, findet sie trotzdem. Sie ist keine vollendete Schönheit, aber sie ist wirklich bemerkenswert und aussergewöhnlich.
Umgeben von schwarzen Regenwolken, rosa Hagelwolken, kräftigen Sturmböen wirbelten wir nur so über die fast menschenleeren Ebenen, Hochplateaus und Hügeln durch die Provinz Aragon. Es war nicht nur kalt, sondern auch beängstigend, was sich da wettertechnisch um uns herum abspielte. Sintflutartige Regengüsse mussten im Bushäuschen ausgesessen werden. Der Bock-Chef spannte dann richtig ein und wir brausten buchstäblich mit dem Wind um die Wette zwischen hunderten Windrädern und durch zwei mächtige Regenbögen auf Saragossa zu.
Aragon und Saragossa waren zwar ursprünglich gar nicht auf unserer Reiseroute, aber es bot sich förmlich an, diese Richtung am Weg nach Barcelona einzuschlagen. Interessanterweise reiste auch unser „Ritter von der traurigen Gestallt“ – Don Quijote – im zweiten Teil von Cervantes Roman über Saragossa nach Barcelona. Ausserdem hatten wir auf der Reise einiges über Isabella I., Königin von Kastilien und ihren Mann Ferdinand II., König von Aragon , beide genannt die katholischen Könige, gelesen und gehört. Isabella war eine selbstbewusste aufgeschlossene junge Frau, die sich ihren Ehemann selber aussuchen wollte. So machte sie quasi Ferdinand einen Heiratsantrag. Dieser nahm an. Da eine offizielle Werbung wegen des Halbbruders von Isabella nicht möglich war, verkleidete sich Ferdinand als Eseltreiber und reiste so mit nur einigen wenigen Begleitern zu ihr nach Valladolid, wohin sie vor ihrem Halbbruder geflohen war, weil sie eine andere vorgesehene Heirat verweigert hatte. Isabella vermählte sich am 19. Oktober 1469 mit Ferdinand. Diese Begebenheit, hört sich ja fast an, wie aus einem romantischen Ritterroman. Gemeinsam waren die katholischen Könige, ein starkes Herrscherduo, das mit viel Blutvergiessen massgeblich die Expansion Spaniens und den Aufstieg zur Weltmacht voran trieb.
Nun, der Wind trieb uns förmlich vor die Tore des Stadtpalastes von Saragossa – Aljafeira. Heute noch erlebbar sind die Staatsräume, die ab 1488 durch die katholischen Könige im neu errichteten Obergeschoss über den alten maurischen Prunkgemächern eingerichtet wurden.
Das Wahrzeichen Saragossas ist die Basilica del Pilar, die größte und wichtigste Barockkirche Spaniens. Der Legende nach soll die Jungfrau Maria dem Apostel Jakobus dem Älteren (Santiago) hier in Saragossa am Ebro-Ufer auf einem Pfeiler erschienen sein. Ursprünglich gab es nur eine kleine Kapelle, die immer mehr erweitert wurde. Die Vorbereitungen für die Barockisierung gehen auf eine Kommission von Juan de Austria zurück. Mir scheint, die historischen Protagonisten, denen wir auf der Reise schon begegnet sind, tauchen immer und überall auf der Iberischen Halbinsel wieder auf.
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Ich bewundere eure Ausdauer und die beeindruckenden Bauwerke,
vor allem die Basilica del Pilar,
LG
Peter
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