
Nach den turbulenten Tagen in Sintra und Lissabon gingen wir´s etwas gemütlicher an. Gleich nach der 25 de Abril Brücke zweigten wir bereits in südliche Richtung ab und steuerten den kleinen Fährhafen von Setubal an.
Gemütlich setzten wir mit der Fähre über und fuhren zwischen Dünen, Olivenbäumen und Korkeichen dahin.







In einem kleinen Irgendwo-Dorf (5 Häuser, eine Taverne, ein Bus-Häuschen und ein öffentliches Klo, keine Kirche, ein paar staubige klapprige alte Autokisten am Straßenrand) machten wir halt für eine Kaffeepause. Die Tische unter dem Vordach der Taverne waren bis auf einen alle voll besetzt. Bei unserer Ankunft hatten wir gar nicht richtig hingehört, es hat uns nur verwundert, dass uns der Wirt gleich in Deutsch ansprach als er die Bestellung aufnahm. Wir mussten in einer deutschen Auswandererenklave gelandet sein. Alle unterhielten sich in Deutsch. Niemand sah wie ein Tourist aus und die Gespräche handelten von den Alltagsproblemen, z.B.: Krankenhausbesuchen und Autoreparaturen. Mit einem „Tschüs“ wurden wir freundlich verabschiedet. Wir zogen weiter. Die Landschaft wurde wegen der Trockenheit immer karger, die Dörfer mit den weißen Häusern blitzen in der Sonne. Wie konnte es an der wunderbaren Atlantikküste anders sein, natürlich musste noch ein Wellensurfer-Unterbrechungs-Stopp gemacht werden. Der Pontal da Carrabadeira hat uns magisch angezogen, eine riesige Sanddüne, eine gelber Sandstrand, tief blaues Meer, Schaumkronen, die von den anbrandenden Wellen dahingetrieben wurden und zahlreiche Wellenreiter, die auf die perfekte Welle im Wasser auf ihren Brettern warteten.


Bis zum Ende der Welt fuhren wir am nächsten Tag weiter. Das Cabo Sao Vincent ist der Südwestlichste Punkt von Portugal und vom europäischen Festland. Die Römer nannten es Heiliges Vorgebirge. Sie glaubten, dass an diesem magischen Ort die Götter wohnen und die Sonne im Meer versinkt. Bis zu 70m fällt die Steilküste zum Meer ab. Die Schiffe halten einen respektablen Abstand. Der Leuchtturm strahlt bis zu 60km auf´s Meer hinaus. Es ist somit das stärkste Leuchtfeuer Europas. Einige Kilometer weiter liegt die Festung von Sagres auf dem Felsplateau. Ehemals war sie für die Verteidigung gegen feindliche Angreifer notwendig. Heute birgt die karge Landschaft ein Naturreservat für Flora und Fauna. Sagres ist auch das Ende der Algarve-Küste (Südküste Portugals), die touristisch gut erschlossen ist. Dementsprechend war auf der Strecke nach Faro, wo wir hin wollten bevor wir Portugal wieder verlassen, mehr Verkehr auf den Straßen. Faro selber ist nicht wirklich ein Touristenhotspot, es hat zwar den einzigen Flughafen an der Algarve, aber die meisten Ankömmlinge werden gleich zu ihren Zieldestinationen gekarrt.










Am Weg nach Faro haben wir noch zwei Must-see-Stopps gemacht. Bei Lagoa liegt auf einer Felsklippe die Kapelle Nossa Senhora da Rocha, eine kleine Marienkirche, die sehr gerne für Hochzeiten gebucht wird. Kein Wunder, der Platz ist wunderschön so direkt am Meer. Ehemals stand an der Stelle ein Castell, das bei einem Erdbeben zerstört wurde. Die kleine Kapelle wurde gegen Ende des 15. Jh./Anfang 16. Jh. erbaut, weist aber Merkmale früherer Stilepochen auf.




Einen besonders aussergewöhnlichen Kirchenbau entdeckten wir bei Almancil – Igreja de Sao Lourenco. Die Barockkirche ist im Innenraum vollständig mit Kacheln bedeckt, die Szenen aus dem Leben des Hl. Lorenz erzählen. Die Fliesen kommen aus Lissabon und sind von Policarpo de Oliveira Bernardes, 1730, signiert. Zu erwähnen sind natürlich die vergoldeten Holzschnitzarbeiten des Altares, die einem der bedeutendsten Bildhauer seiner Zeit an der Algarve, Manuel Martins, zugeschrieben wurden. Leider herrschte in der Kirche absolutes Foto-Verbot. Die Damen bei der Kassa hatte scheinbar eine versteckte Kamera irgendwo. Mit der war nicht zu spassen. Auf alle Fälle kurbelte sie mit ihrer Taktik den Verkauf von Postkarten an. Nun, der Innenraum der Kirche ist einfach einzigartig. Die Kirche ist ein vollendetes Zeugnis der Azulejo-Kunst in Portugal. Die Verwendung von Fliesen hat hier eine lange Tradition und sie werden sowohl in Innenräumen als auch bei Aussenfassaden verwendet, wie wir schon an früheren Beispielen gesehen haben. Oftmals werden sie – so wie in der Hl. Lorenz Kirche zu ganzen Bildgeschichten zusammengefügt. Ornamental gestaltete Azulejos weisen meist auf einen islamische Ursprung hin. Portugal ohne Fliesen, das ginge gar nicht.



Letztendlich waren wir für unsere letzte Nacht in Portugal in Faro angekommen. Dort verschmausten wir noch ein Mal einen köstlichen Bacahlau und leckeren Thunfisch, während im 5-Minutentakt die Flugzeuge über unseren Köpfen die Landepiste vom Flughafen ansteuerten. Die einen kommen – die anderen reisen wieder ab!



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