Nervenkitzel & Entspannung

Wie schon erwähnt, logierten wir in Ronda für mehrer Tage. Die Stadt, die eine der größten unter den andalusischen weißen Dörfern ist, ist bekannt wegen der Puente Nuova aus dem 18. Jahrhundert und dem „modernen“ Stierkampf.

Die Brücke in Ronda überspannte eine 100m tiefe Schlucht des Rio Guadalevin und verbindet so die arabisch geprägte Altstadt mit der neuen Stadt. Die wechselhafte Geschichte der Stadt spiegelt sich in den noch erhaltenen Bauwerken wieder. Maurisches und christliches Gut vermischt sich.

Im 18. Jahrhundert wurde eine Stierkampfarena im neuen Stadtteil errichtet. Für Spanier ist Ronda insbesondere wegen seiner Rolle in der Entwicklung des Stierkampfes von Bedeutung. Im 18. und 19. Jahrhundert entwickelten hier drei Generationen von Mitgliedern der Familie Romero jene Regeln, nach denen auch heute noch gekämpft wird – vom Gebrauch des Tuches, dem Kampf des Toreros nicht mehr zu Pferd, sondern zu Fuß, bis hin zu Stil und Posen – bekannt als Escuela Rondeña („Ronda-Schule“). Im Museum der Stierkampfarena wurde auch von Toreras – weiblichen Stierkämpferinnen – berichtet. Spannend, denn das wusste ich bisher gar nicht. Aktuell gibt es sogar eine deutsche Stierkämpferin zu Pferde – Clara Sofie Kreutter (n-TV) – die in Spanien bejubelt wird. Einen interessanten Artikel, wie die besten Kampfstiere heran gezüchtet werden, habe ich in der FAZ unter dem Titel „Expedition ins Stierreich“ gefunden. Ich kann das Nachlesen nur empfehlen. Auch wenn es immer wieder harsche Kritik an der Durchführung von Stierkämpfen gibt, Spanien ist in dieser Tradition sehr verwurzelt. Stierkämpfe werden noch immer abgehalten und die Arenen sind laut Medienberichten voll.

In Ronda ist noch ein Arabische Bad aus dem 13. Jahrhundert gut erhalten. Unmittelbar daneben steht ein neues Hammam, das wir uns zur Entspannung nach dem Nervenkitzel im Caminito del Rey gönnten.

Einer unserer Zielpunkte lag nämlich in unmittelbarer Nähe des Nordeingangs zum „Königsweg“. Auch für diesen aussergewöhnlichen Wanderweg musste man sich rechtzeitig Tickets sichern, was gar nicht so leicht war. Wir tauschten die Motorradhelme gegen zwei blitzblaue Baustellenhelme. Bis 2014 war der Caminito del Rey eine heruntergekommener Klettersteig. Heute führt der gesicherte (haha) Wanderweg in ca. 100m Höhe entlang von spektakulären Felswänden durch die Schlucht. Ursprünglich wurde der Weg für den Bau einer Talsperre in der Garganta del Chorro Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut, um die Winterregen zur Elektrizitätsgewinnung zu nutzen. Oberhalb der Schlucht kommen drei Flüsse zusammen, die eine Menge Wasserkraft durch die Schlucht schiessen lassen. Leider leidet auch der Süden Spaniens massiv unter Wassermangel. Unsere Führerin erzählte, dass alle drei Flüsse derzeit nur zwischen 16 und 28% Füllmenge in den Staubecken haben. Das Wasser ist durch die Landwirtschaft stark kontaminiert, was sich auf die Trinkwasserqualität auswirkt. Der Weg wurde von den Einheimischen ursprünglich als Arbeitsweg, Weg zum Einkaufen und als Schulweg genutzt. Ich glaube, ich wäre damals nicht zur Schule gegangen. In den Gesteinsformationen kann man noch Aushöhlungen erkennen, die als Behausungen für die Arbeiter mit einer Fassade versehen waren. Somit sparte man eine Menge Baumaterial für ein ganzes Haus. Im Ort Setenil de las Bodegas, wo wir am Heimweg noch kurz durch kamen, werden noch heute so Höhlenhäuser bewohnt, bzw. dienen als touristische Attraktion.

Aber zurück zu unserer Wanderung, für mich war der Caminito del Rey im heutigen Zustand Herausforderung und Überwindung genug. Zwar ist der Weg durch Stahlseile gesichert, aber die Holzplanken am Weg sind nicht dicht an dicht verlegt. Ich glaube, das ist Absicht, um Adrenalinjunkies den nötigen Kick auf der 3km langen Strecke zu geben. Mehrer Zentimeter breite Spalten zwischen den Brettern gaben mir keinesfalls das Gefühl von Sicherheit. Irgendwo gab es eine Plattform aus Glas und das letzte Stück war überhaupt der Wahnsinn, eine Hängebrücke nur mit Gitterboden. Danach waren nur noch Stahlstützen am Felsen montiert und überall konnte man durch die Holzbretter in die Tiefe durchsehen. Nun, todesmutig und zügig stiefelte ich dahin, den sicheren Boden schon in Sichtweite. Die Überwindung war für mich enorm, aber ich habe den Weg des Königs bezwungen.

Noch schnell einen Zielpunkt eingesackt und husch nach Ronda zurück. Die schwarze Wolke hatte uns schon wieder gefunden. So ein Glück, dass wir den Caminito del Rey trockenen Fußes gehen konnten, denn bei Regen werden die Touren nicht durchgeführt. Ein deftiges Essen hatten wir uns verdient. Der Starkregen trieb uns in ein Restaurant gleich um die Ecke bei unserem Häuschen unter der Klostermauer. Das Wasser schoss uns am Platz vor der Kirche nur so entgegen. Abgefüttert mit Zicklein und Lämmlein konnten wir gut eine Regenpause für den Heimweg abwarten. Bier und Wein gab es ja auch in der Taverne.

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4 Gedanken zu „Nervenkitzel & Entspannung

  1. Avatar von UweUwe

    Auch ein vertrautes Gebiet für mich, traumhaft schöne Landschaft und total nette sowie hilfsbereite Leute. Muss man als Adventure Reisender besucht haben.

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  2. Avatar von Uherkovichné dr Paál MáriaUherkovichné dr Paál Mária

    Dear Annemarie,
    You are very nice as a „Stierkämpferin“ 👍. But I am afraid you were very happy, that the bull ring was totally empty😉😁
    Mari

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