Die Fahrtage waren wunderbar. Viele, viele Kurven ging es rauf und wieder runter. Ich weiß nicht mehr, wie viele Höhenmeter wir zu überwinden hatten, aber es waren schon etliche. Bemerkenswert ist, dass die Straßen in Spanien gut ausgebaut sind aber kein Verkehr. Nichts, oft waren wir Stunden lang alleine unterwegs. Wirklich ein Fahrspass bei dem man die unterschiedlichsten Landschaften genießen und bestaunen konnte. Oder sich auch wundern konnte, warum das so ist. Zum Beispiel fegte uns der Wind so richtig um die Helme, so dass der Bock-Chef zu tun hatte das Motorrad in der Spur zu halten. Gleichzeitig standen 100-erte Windräder in der Ebene bei La Calahorra still. Egal, ich muss nicht alles wissen. Interessanter war da schon der coole Renaissancebau, das Castillo de La Calahorra mit der Schneebedeckten Sierra Nevada im Hintergrund. Schon beim motorisiertem Abstieg von einem unserer Pässe war mir die Burg aufgefallen. Erhaben thront sie auf einem Hügel über dem kleinen Ort. Die Farbe der Erde gleicht dem Mauerwerk. Kein Wunder, wurde der Bau aus Steinen aus einem nahe gelegenen Steinbruch errichtet. Der Bauherr, Don Rodrigo de Mendoza, ein illegitimer Sohn des einflussreichen Kardinals Mendoza, ließ die Palastburg nach italienischen Plänen, die er von einer Italienreise mitbrachte in relativ kurzer Bauzeit – 1509-1512 – errichten.

Und so im vorbeifahren nahmen wir einige Zielpunkte mit:

Trevelez DIE Schinkenstadt in Andalusien; den Ragua Pass 2000m; die Finca Santillana (Möglich, dass diese Liegenschaft auf den Kardinal Mendoza zurück geht, denn immerhin trug er nach dem Tod seines Vaters auch den Titel Marques de Santillana); Observatorium Calar Alto 2170m – brrr wars da oben kalt; den Collado Ramal eine Verkehrsinsel; nochmals ein Stück rauf – Alto de Velefique 1.820m.

Wir waren schon fleißig im Osten von Spanien unterwegs, aber der wilde Westen lag noch vor uns. Western-Fans wissen schon was jetzt kommt, unvermeidbar, wenn man in der Provinz Almeria ist. Richtig! Fort Bravo ist jener Ort, wo Filmlegenden durch endlose staubige Prärien ritten, den Indianern davon galoppierten, in der Filmkulissen von Fort Bravo ankamen, lässig die Saloon-Tür aufstießen und nach Wochen der Entbehrungen einen Whisky am Tresen orderten, immer alle Gäste im Augenwinkel und den Colt schnell zur Hand, peng, peng, falls jemand eine falsche Bewegung machte. Die Halbwüste von Tabernas und Fort Bravo – Texas Hollywood ist unter anderem auch die Heimat des Italo-Westerns – Vier Fäuste für ein Halleluja. Sergio Leone drehte in Tabernas mit Charles Bronson und Henry Fonda Szenen seinen Kult-Western „Spiel mir das Lied vom Tod”. Clint Eastwood und Lee Van Cleef durchstreiften die Wüste als raue Kopfgeldjäger in „Zwei glorreiche Halunken”. Und Pierre Brice war auf der kahlen Hügellandschaft in „Winnetous Rückkehr” zu sehen. Die Liste könnte noch fortgesetzt werden. Begonnen in den 60-er Jahren als reine Filmkulisse, wurde Fort Bravo später mehr und mehr ein Themen-Park, der für die Besucher Stunt-Shows anbot. Mittlerweile ist der Ort schon etwas in die Jahre gekommen und könnte vielleicht ein Remake vertragen. Die Western-Show war recht unterhaltsam, zumindest die spanisch sprechenden Leute hatten richtig Spass. Die Cowboys fetzten mit den Pferde einmal von links, einmal von rechts daher. Der Sheriff hat letztendlich alle Halunken erschossen hat. Ende der Geschichte.

Den Bock wieder gesattelt, ritten auch wir weiter und sammelten die letzten zwei Zielpunkte ein: die Puerta de la Virgen und den Miradoro de la Granatilla. Wir haben es geschafft, am 26.10.2023, 13:53 Uhr wurde der 100. Zielpunkt vom Pässemarathon 2023 abgehakt. Somit sind wir in der Wertung der Sieger, juhu!!!!

Alle 100 Zielpunkte sind in der Rubrik Pässemarathon 2023 zu sehen.

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