
Wie schon im letzten Beitrag angemerkt, haben wir uns im Soo Bin für fünf Tage einquartiert. Nach sechs Wochen taten ein paar Ruhetage auch gut. Ich wollte einfach nichts tun. Wobei das war mit dem Bock-Chef nicht so einfach, denn der hatte noch einige Ausflüge im Talon.
Den ersten Tag im Soo Bin konnte ich ihm abluchsen. Lesen, faul sein und eintauchen in das frische Wasser im Pool. Es war wirklich frisch. Normalerweise stürze ich mich bei 17 Grad nicht in die Fluten, aber es war einfach zu verlockend bei einer Aussentemperatur von 28 Grad in der Sonne. Und das Anfang November! Es musste einfach sein. Es war ziemlich prickelnd, aber gut.
So erfrischt, war ich wieder fit für eine spritzige Tour. Die Cascades d´Ouzoud wurde angesteuert, ein beliebtes Touristenziel. Hinfahren, anschauen und wieder zurück fahren, mehr stand nicht am Plan, an den sich der Bock-Chef auch gehalten hat. Bei der Hinfahrt konnte man in der Ferne die Schnee bedeckten Gipfel des hohen Atlas in der Sonne glitzern sehen. In der Nacht hatte es da oben geschneit. Auch wenn die Bergketten in einiger Entfernung waren, beeindruckend war es trotzdem. Bei den Wasserfällen waren natürlich viele Reisende, die sich die mehrstufige Cascade mit einer Gesamtfallhöhe von 110m nicht entgehen liessen. Von der Besucherplattform hat man einen schönen Blick auf die Cascaden mit dem Regenbogen, der sich im Sprühnebel bildet. Wer runter ins Tal steigt, kann sich in einem der zahlreichen Restaurants laben oder eine Mini-Fahrt mit einem Floß machen. Wir waren bequem und sparten uns den Abstieg, blieben einfach oben und machten von da aus unsere Fotos. Ein Berber-Affe leistete uns kurz Gesellschaft. Zurück im Quartier, entspannten wir uns wieder am Pool in der Sonne. Ins Wasser ging ich nicht mehr.
Neuer Tag – neues Glück! Das passte perfekt für unseren nächsten Ausflug. Diesmal ging es in das Tal der Glücklichen. Der Bock-Chef war auf alle Fälle glücklich, denn die Straße wurde immer schlechte. Bald schon war vom Off-Road-Asphalt nicht mehr viel zu sehen. Irgendwie durfte dem Meister Garmin ein Fehler unterlaufen sein. Wir waren auf der RR302 gelandet, die eigentlich erst für die nächste Tour geplant war. Ich war weniger glücklich, denn mir wurde für diese Ausfahrt eine reine Asphalttour versprochen. Aber warum heißt nun das Tal „Tal der Glücklichen“? Wenn man das viele Grün sieht, dämmert es langsam. Dort gibt es immer (oder soll man sagen noch immer) Wasser und damit gibt es auch Landwirtschaft bzw. können sich die Leute selber versorgen. Das Tal ist etwas abgeschieden. Die Lehmhäuser sind weit verstreut an den steilen Hängen gebaut. Etliche haben keinen Strom, ein Leben wie in einem anderen Zeitalter. Der regionale Transportdienst ist entweder ein Esel oder ein uralter maßlos überladener grüner Mercedes-Kleinbuss, der über die schmale Bergstraße dahin höppelt. Wer im Bus keinen Platz mehr gefunden hat, sitzt oben auf der Ladung am Dach. Man kann nur hoffen, dass der Fahrer nicht bremsen muss. Aber sie sind scheinbar alle glücklich. Sie müssen wenigstens den weiten Weg nicht zu Fuß gehen. Irgendwann mündete die Straße in eine befestigte Straße ein. Eigentlich hätten wir den gleichen Rückweg nehmen wollen, aber auf der Piste retour? Nein, doch lieber die asphaltierte Straße, auch wen die Strecke etwas länger ist, dachen wir. Länger ja, besser nicht sonderlich. Denn durch schwere Regenfälle waren Teile der Strecke auch in schlechtem Zustand. Wir kamen nicht wirklich rasch voran. Erst die letzten 50km waren geschmeidig zum fahren. Der Bock-Chef drückte mächtig auf die Tube, damit wir noch vor Einbruch der Dunkelheit zurück sind. Um 18:38 ging die Sonne unter und genau 15 Minuten später ist es zappen duster. Punkt 18: 58 durchquerten wir die Piste durch den ausgetrockneten See zu unserem Hotel Soo Bin. Wir hatten es geschafft und wir waren geschafft nach der anstrengenden Fahrt. Statt 220 km wurden es letztendlich 335 km, davon ca. 180 quasi Piste. Das Stiefelbier war an dem Tag redlichst verdient.
Ein Mal geht noch. Da wir am Vortag schon großteils die Schotterpiste nehmen mussten, wurde umgeplant. Diesmal nur Asphalt und nur ein kleines Stück Schotter. Mal sehen, was es wirklich wird am Weg zu La Cathedral, ein großer Felsen, der wie eine Kathedrale aussehen soll. Diesmal umrundeten wir den Bin El Ouidane Stausee, oder besser das Terrain, dass er bei viel Wasser bedeckt, eine riesige Fläche in schönster Landschaft eingebettet. Die Straße war in der Tat asphaltiert, nur die letzten Kilometer führten über eine Ausbaustrecke – die Bagger waren schon da – bis zum Fuße des Felsen La Cathedral. Wir hielten für unser Picknick am plätschernden Fluss. Abgesehen von dem von Besuchern zurückgelassenen Müll und den zerbrochenen Glasflaschen, war es eine willkommene Pause in der Natur.
Der letzte Tag gehörte wieder dem Müßiggang im Soo Bin. Nichtstun und Faulsein sind nicht so leicht, wie man sich denkt. Irgendeine Beschäftigung fällt mir immer ein. Und sei es nur ein kleiner Spaziergang „im“ Stausee. Wir sahen, dass die Floß- und Bootsagenturen am See mangels Wasser arbeitslos waren. Derzeit weiden Schafe und Ziegen dort, wo sich einst Fische tummelten. Mittlerweile sind richtige Wege entstanden, die zu den Luxusvillen führen, die alle eigentlich auf Inseln im See liegen sollen. Nach unserem Seespaziergang knotzten wir gemütlich auf den Liegen am Pool und am Abend liessen wir uns noch ein Mal vom Küchenchef Salah kulinarisch verwöhnen. Der junge Mann ist ein ambitionierter Koch, Kellner und Entertainer. Im Soo Bin hatte ich das Gefühl, dass der Gast weitestgehend sich selbst überlassen ist. Nicht zu verwechseln mit: der Gast wird aus Diskretion in Ruhe gelassen. Irgendwo im der Anlage stöberte man Salah auf, der sich dann um unser Wohl kümmerte. Was ich dort gelernt habe, mich in Geduld zu üben. Im Olivengarten – Soo Bin ist Müßiggang Programm .
Mit Schwung geht´s beim nächsten Reisebericht weiter.
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