Noch immer sommerlich

Wir geniessen das sommerliche Flair. Geht ja auch gut bei den Ausblicken auf’s Meer. Neben dem Kurvenspass gibt es noch so einiges zu besichtigen. Alles geht sich wie immer sowieso nie aus.

Was wir aber nicht ausgelassen haben:
Kloster Moni Elonis
Um dort hin zu kommen mussten wir wieder etwas ins Landesinnere fahren. Wir schlängelten uns durch ein Tal des Parmongebirges entlang des ausgetrockneten Flusses Dafno. Die Fahrt war super fein und ziemlich kurvenreich. In Serpentinen ging es hoch bis zum Eingang des Klosters. Wie ein Adlerhorst ist die Klosteranlage hoch oben in den Felsen gebaut. Die Gründungslegende geht auf das 13. Jahrhundert zurück. Einst war es ein Frauenkloster, jetzt wird es noch von zwei Mönchen betreut.

Für die nächsten zwei Tage war unser Stützpunkt in Nauplia (Nafplio). Die riesige Palamidifestung am Felsen über der Stadt hat uns besonders interessiert. Diesmal genoss ich den Luxus mit dem Bock bis zur Eingangspforte fahren zu können. Vor 44 Jahren nahmen wir die 1000 Treppen, die von der Stadt unten rauf führen. Sportlich sprinteten wir damals hoch und oben angekommen schlotterten die Knie. Der Ausblick von der Burganlage ist natürlich noch immer grandios, was für die Verteidigung wichtig war. Auch Nafplio hatte eine sehr wechselhafte Geschichte, so wurde die Festung mit den Bastionen von den Venezianern erbaut, diente der Abwehr gegen die Türken usw. usf.. Und natürlich gab es auch immer wieder Staatsfeinde, die in ausbruchssicheren Gefängnissen weggesperrt werden mussten. So ein Kerkerloch gibt es auf der Burg auch. Schon alleine der Zugang durch ein kleines Türchen ist schaurig genug. Gar nicht vorzustellen, wie es dem griechischen Freiheitskämpfer Theodoro Kolokotronis gegangen sein mag. Ursprünglich war er für 20 Jahre des Hochverrats schuldig gesprochen worden und durch eine glückliche Fügung – den Regierungsantritt von König Otto, wurde ihm ein Jahr später 1835 Amnestie gewährt. Dann konnte er aus seinem Loch raus kriechen.

Nauplia ist auch eine faszinierende Hafenstadt. Sie bietet auch Anlegemöglichkeiten für etwas größere Privatjachten. Die Kreuzfahrtschiffe müssen weiter draussen ankern. In der Altstadt sind schöne historische Fassaden erhalten. Beim Schlendern durch die schmalen Gassen mit hübschen Restaurants und Bars bekommt man unweigerlich Hunger.

Natürlich haben wir das Heiligtum des Asklepius und das Theater in Epidauros nicht ausgelassen. Die Kultstätte liegt unweit von Nafplion. Das Heiligtum wurde im 3. Jhdt. v. Chr. erbaut und war im 3. Jhdt. n.Chr. noch immer in Betrieb. Die Kurgäste kamen in das Asklepion (Äskulap – Gott der Heilkunst) und wurden dann orakelmäßig beraten, was zur Heilung ihres Leidens gut wäre. Behandlungen wurden gleich vor Ort angeboten und durchgeführt. Thermalwasser hat möglicherweise auch zur Therapie gehört. Ausserdem war man der Meinung, dass Theateraufführungen gut für Geist und Seele seien. Während der ersten Bauphase im 4. Jhdt. v. Chr. verfügte das Bauwerk, das Polyklet zugeschrieben wird, über 9000 Sitzplätze. Im 2. Jhdt. v. chr. wurde es auf 12.000 Plätze erweitert. Es ist anzunehmen, dass das Theater bei speziellen Festivitäten voll besetzt war. Wo auch immer die dann her pilgerten. Besonders bemerkenswert ist die Akustik in dem spätantiken Theater. In der Mitte des halbrunden Platzes – Orchestra – ist ein zylindrischer Stein eingelassen. Zum Beispiel das tiefe Einatmen oder das Geräusch von Papier, das zerrissen wird, kann auch in der obersten Reihe gehört werden. Die Fremdenführer – einer nach dem anderen – haben es ausführlichst ihren Touristengruppen vorgeführt. In den 1940 Jahren wurden Theateraufführungen wieder aufgenommen. Vor allem wurden klassische griechische Stücke inszeniert. Vor 44 Jahren habe ich mir in dem Theater „Iphigenie auf Tauris“ angesehen, in griechischer Sprache. Textlich hab ich natürlich nichts verstanden, wie den auch, ich spreche ja kein Griechisch. Aber was mir noch fix in Erinnerung ist, dass ich damals beim Blick in die Ferne plötzlich Gusto auf ein Speckbrot und ein Glas Most hatte. Ich hätte geschworen, dass ich während der Aufführung die Sonne im Meer untergehen gesehen habe, was sich beim diesmaligen Lokalaugenschein als völliger Blödsinn herausgestellt hat. Ich kann maximal die Sonne hinter der Hügelkette untergehen gesehen haben. Ein Spiel der Phantasie oder war es eine postantike hypnotische Behandlung aus dem nahem Asklepion?

Nach doch einigen Erinnerungen kurvten wir noch nach Tolo, ein „kleiner“ Badeort mit karibischem Wasser. Das Ortsbild hat sich natürlich komplett verändert, ausser den kleinen vorgelagerten Inseln ist glaub ich nichts mehr vom ursprünglichen Charakter des malerischen Fischerorts übrig. Schade! Aber es ist nicht zu verdenken, dass auch Griechenland den Tourismusboom der letzten Jahrzehnte genutzt hat.

Viele Eindrücke, viel Historisches, aber es geht noch weiter. Vorerst musste der viertägige Streik der Fährgesellschaften abgewartet werden, aber dazu im nächsten Beitrag.

Noch kurz ein Pickup-Update vom Peloponnes:

23.10. : 77 Stück, war nur eine kurze Fahrt
24.10.: 114 Wägen, der letzte am Tag war ein funkelnagelneuer zitronengelber Pickup (Marke ??, ich mach keine Werbung :-), auf alle fälle nicht der am Foto.

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#nauplia #griechenland #motorradreisen #korinth

Ein Gedanke zu „Noch immer sommerlich

  1. Avatar von elisabethkratschmerelisabethkratschmer

    Es sind wieder total schöne und interessante Eindrücke von Eurer Tour durch Griechenland – ich reise so schön virtuell mit! Interessant auch die Pick up Aufzählungen! – Sind andere Autos eher die Minderheit am Land? Genießt die sommerlichen Temperaturen und die vielen schönen Sonnentage – bei uns ist der Herbst angekommen! Ich wünsche Euch weiterhin gute Fahrt durch dieses interessante Land.

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