Leuchttürme an der Costa da Morte

Die Seefahrt war immer eine gefährliches Sache. Die Küstenlinie im Nordwesten von Spanien gehörte zu den riskanten Strecken. Die Unterwasserlandschaft ist unberechenbar und die Wellen branden mit einer unglaublichen Wucht direkt an die Felsen.

Unzählige Leuchttürme sollten seit jeher die Seefahrer vor den Gefahren warnen, was oftmals aber nicht gelang. Auf einer Infotafel zur Costa da Morte, die bei einem Leuchtturm aufgestellt war, sind 81 gesunkene Schiffe eingezeichnet. Nicht umsonst hat man beim Faro de Laxe das Memorial a Espera – Denkmal der Hoffnung von Iria Rodriguez, errichtet. Eine Frau steht mit ihrem Kind im Arm an der Küste und blickt aufs Meer hinaus, in der Hoffnung auf die Heimkehr des Mannes. Ihre Augen sind leer; sie spürt es, dass der Vater des Kindes nicht mehr kommt. Sie kann nur noch hoffen, dass sie sich irrt.

Von Leuchttürmen geht für mich immer eine gewissen Faszination aus. Einsam stehen sie an entlegenen Punkten, trotzen den Gezeiten, den Winden und werden oft von tosenden Wellen umspült. Ihr Licht ist die Warnung für die Gefahr, die an der Küste lauert. „Schiff kommt nicht zu nahe“, rufen sie hinaus auf´s Meer. Heute sind die Türme automatisiert. Aber früher musste ein Leuchtturmwärter die Signale setzten. Das Leben in den entlegenen Leuchttürmen war einfach. Ich stelle mir vor, dass es auch einsam war so abgeschieden. Beim Faro am Cabo Vilan war das vielleicht anders. Dieser erste elektrisch betriebene spanische Leuchtturm verfügte über ein großes Wirtschaftsgebäude, das heute ein kleines Museum birgt. Auf den Felsen brüten verschieden Vogelarten. Die Vögel nutzen die Winde und gleiten so um den Faro. Bei Schönwetter sieht alles so malerisch aus, aber bei Stürmen spritzt das Meer weit hinauf zum Turm.

Für unsere Galicien-Runden hatte wir uns in A Coruna nieder gelassen, eine interessante Metropole. Etwas abseits von den großen Touristenströmen (obwohl mittlerweile viele Kreuzfahrtsschiffe hier halten) hat die Stadt mit den zwei Stadtstränden eine spezielle Ausstrahlung. Bemerkenswert sind die gläsernen Hausfassaden am Hafen, fast durchgängig sind den Hausfronten Glasloggien vorgesetzt. Der Ursprung für diese Bauweise lag bei alten Fischerhäusern, die schlecht beheizt werden konnten. Die Veranda aus Glas erwärmte sich in der Sonne und brachte so warme Luft in die Innenräume – eine gute Idee.

A Coruna war im 14. und 15. Jahrhundert Zielhafen für die Englischen Jakobspilger auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela. Die spanische Armada schipperte hier 1588 auf ihrem Kriegszug nach England vorbei, weil Elisabeth I. gestürzt werden sollte. Eine Folgeerscheinung war dann der Einfall eines englischen Flottenverbandes 1589 unter der Führung von Sir Francis Drake. An der Vereitelung der Einnahme von A Coruna war Maria Pita, eine Metzgersfrau, involviert. Sie wird deshalb heute noch als Heldin der Stadt gefeiert und ist ein Symbol für die Freiheit.


Wenn wir schon über Leuchttürme an der Costa da Morte berichten, dann darf der mächtige Herkulesturm in A Coruna natürlich nicht fehlen. Der Faro geht auf die römische Besiedelung im 2. Jahrhundert nach Christus zurück. Er steht erhöht auf einer Landzunge und gilt als das älteste aktive Sichtzeichen der Seeschifffahrt. Der Turm ist heute modern ausgestattet und leuchtet 23 Seemeilen (= 42,5 km) weit aufs Meer hinaus. Seit Jahrhunderten branden die Wellen auf das kleine Eiland des imposanten Herkulesturm. Trotzig steht er noch immer da bei jedem Wetter.

Einen Faro gibt es noch! Für viele Jakobspilger endet der Weg nicht in Santiago de Compostela sondern 64km weiter westlich am Cabo de Fisterra , zumindest glaubte man das im Mittelalter, dass hier das Ende der Welt sei. Hinter dem Leuchtturm geht ein kleiner Steig die Felsen runter zu einem Metallgestell (was auch immer da früher montiert war), welches das endgültige Ziel für die Pilger ist. So mancher hat hier schon seine Schuhe aufgehängt, oder sonst was, was von der Reise mitgebracht wurde, zurückgelassen. Wir haben unser Pickerl (Sticker) dort gelassen. Das Ende der Welt ist für uns nicht das Ende der Reise. Wir fahren nämlich noch etliche Tage und Kilometer weiter. 🙂

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2 Gedanken zu „Leuchttürme an der Costa da Morte

  1. Avatar von robinickrobinick

    Eure Kurzgeschichten aus der Ferne zu lesen ist super-interessant. An dir ist ein Autor verloren gegangen.
    ¡Que el sol te acompañe siempre!
    (Möge die Sonne euch immer begleiten)

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