
Von Berlin ging es nun durch die Brandenburgische Prärie in die sächsische Hauptstadt Dresden. Die Fahrt dort hin war ziemlich unspektakulär, aber …
… so einige Skurrilitäten haben wir im Vorbeifahren gefunden.
Nach ca. 70 km Langeweile am Soziasitz erreichten wir nach Berlin den Ort Kloster Zinna mit dem gleichnamigen ehemaligen Zisterzienser Kloster Zinna. Und da ging es schon los. Die wechselhafte erfolgreiche Geschichte des Klosters empfehle ich nachzulesen, Link ist oben eingefügt. Wirklich sehr interessant! Ein Teil der noch bestehenden Gebäude beherbergt ein Destillerie-Museum, weil der Kräuterlikör „Kloster Bruder“ quasi in Zinna bereits im 12. Jahrhundert erfunden wurde und erheblich zum Wohlstand des Klosters beigetragen hat. In einer der Schriften bin ich auf eine interessante Passage gestoßen. Daraus schliesse ich persönlich, dass der (nördlich lebende) Mensch sich mit dem „Alkohol trinken“ evolutionsgeschichtlich angepasst hat. Da stand nämlich geschrieben: In Deutschland trank man Korn in früher Zeit aus 1,5 Literkrügen während der Feldarbeit. Das hatte allerdings weniger mit dem großen Durst der Menschen nach Alkohol zu tun, als vielmehr mit der mangelnden Qualität des zur Verfügung stehenden Wassers. Um Krankheiten durch brackiges Wasser zu verhindern, wichen die Leute auf das reinere Getränk Korn aus. – Ist doch sehr einleuchtend.


Ein Teil des Klosters wurde als Siechenheim für die Pfäfflein und gelegentlich auch für die Landbevölkerung genutzt. Daher gab es in dem Museum einiges über angewandte Heilungsmethoden zu lesen. Aderlass war in medizinischen Urzeiten ein wirklich gut geglaubtes probates Mittel für die Genesung von schwer Kranken. Da stand geschrieben: Zeitgenössische medizinische Handbücher empfehlen den Aderlass zur Stärkung des Gedächtnisses, er trocknet das Gehirn von schädlichen Säften, schärft das Gehör, zügelt Ängste, führt zu einer melodiösen Stimme, nähret und entgiftet das Blut und verleiht ein langes Leben. Wäre durchaus zu überlegen, ob für den einen oder anderen das heutzutage auch nützlich wäre.
Dann waren wir noch in der Klosterkirche. Auch die war einst eine der wichtigsten Kirchen in der Region. Sie hat eine beeindruckendes Größe, was man von aussen gar nicht so sieht. Der Zisterzienserorden entstand durch Reformen aus der Tradition des Ordens der Benediktiner. Daher konnte man in der Kirche aus den Regeln des Heiligen Benedikt folgendes nachlesen, was die Mönche zu befolgen hatten: 39 Das Maß der Speisen; Punkt 11: Auf das Fleisch vierfüßiger Tiere sollen alle verzichten, außer die ganz schwachen Kranken. Eine sehr kluge Regel, wenn sie nur von der Allgemeinheit der Menschheit angewendet würde. Wir müssen nicht alle Vegetarier werden, aber die Massentierhaltung könnte sich wieder zum Wohle der Tiere zurück entwickeln. Besser selten ein gutes Stück Fleisch am Speiseplan, als täglich ein mit Pharmazeutika hochgezüchtetes Tier, dass Kilometer weit Adrenalin geschwängert zum Schlachthof gekarrt wurde. Der Fleischermeister Rindfleisch, dessen Grabstein wir in der Kirche gefunden hatten, hat sicher nur sehr regionales Vieh geschlachtet und dessen Fleisch verkauft.


Als wir so durch die knapp 1160 Seelen zählende Ortschaft Kloster Zinna gingen, hatte ich den Eindruck, die Gehsteige seien hoch geklappt, die Häuser sind nett und adrett beisammen, Leute sah man aber keine auf der Straße, wo auch immer sich die versteckten. Kaum zu glauben, dass hier die Weberei ein wichtiger, pulsierender und bedeutender Wirtschaftszweig war. Ein kleines Weberei-Museum zeugt noch davon. Unter anderem wurde Teddy-Plüsch hier produziert. Wieder so eine Sache, über die ich vorher nie wirklich nachgedacht hatte. Vielleicht ist sogar der Pelz von meinem Teddy aus der Kindheit von hier aus Kloster Zinna. Zeitlich würde sich das schon ausgehen.


Und noch eine Kuriosität, die wir in Kloster Zinna entdeckt haben: erster Gnadenhof für Gitarren in Deutschland! Ob der tatsächlich der Erste war, kann ich nicht sagen, da es „Rübezahls Gnadenhof für Gitarren“ (auch in Deutschland und mit eigener Facebook-Seite) auch gibt. Aber witzig ist es schon Mal, auf so eine Idee zu kommen, oder?

In Meissen besichtigten wir den beeindruckenden Dom. Porzellan haben wir keines gekauft, auch wenn es unvergleichlich schön ist. Die Preise sind nichts für das „Pensionisten-Börserl“. Da geht sich nur noch eine Postkarte aus.







Und dann huschten wir noch am Schloss Moritzburg vorbei, ein wunderschön in einem Teich gelegenes barockes Jagdschloss, um bei der Anhöhe beim Bismarckturm Radebeul noch einen Stadtblick auf Dresden zu erhaschen, bevor wir uns den Touristenströmen in der sächsischen Hauptstadt anschlossen. Aber dazu ein neues Kapitel.





Kulinarisch skurril beendete ich den Tag in Dresden mit einem würzigen Harzer (Quargel) in Schwarzbier eingelegt, angeblich eine Spezialität.
Mein Fazit: es ist geniessbar, schmeckt ein wenig streng. Ich hab´s probiert, aber ich möchte es nicht jeden Tag essen.
Ist doch spannend, was es so alles gibt.
#klosterzinna #meissen #dresden #moritzburg
Danke für die vielen Tipps – ist wohl bei einer Reise in den Norden einmal einzubauen!
Und bzgl. Aderlass: ich fühle mich nach dem Blutspenden immer fitter! – eine Möglichkeit etwas gutes zu tun und sich fitter zu fühlen!
Wünsche Euch weiterhin eine gute und sonnige Reise!
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Sehr informativ! Man sieht, es gibt überall Interessantes zu entdecken.
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