
So sehr wir das pulsierende Leben in Sofia genossen hatten, so zog es uns südwärts weiter in die ruhigere gebirgige Gegend der Rhodopen. Zurück zu den Wurzeln der Urahnen der Szmolyans und zu den Rila Klöstern sollte die erste Etappe gehen und dann weiter nach Griechenland. Aber ….
…. irgendwas mit den neuen Reifen passte nicht. Der Garmin-Luftdruck-Checker zeigte immer weniger und weniger hinten und vorne an. Sehr bedenklich, waren die Gummis doch ganz neu und gefahren waren wir nach dem Wechsel auch nicht. Zwei Plattfüsse? Aber was soll´s, wir steuerten eine Reifenwerkstatt in Dscherman an. Gepäck runter und Reifen abmontiert, gleich war klar, die undichten Stellen war bei den gebogenen neu eingebauten Ventilen, die wir uns aufschwatzen liessen. Es kostete dem Mechaniker eine halbe Stunde Arbeit und leider auch eine halbe Stunde weniger von seiner Mittagspause. Wir waren dankbar, dass der Fehler so rasch gefunden war und daher liessen wir uns beim Trinkgeld auch nicht lumpen.


Beruhigt und mit dem richtigen Reifendruck ging es weiter rein in die Rhodopen zum Rila Kloster, eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Bulgariens. Der Ursprung geht auf das 10 Jahrhundert auf eine Einsiedelei des heiligen Iwan von Rilski zurück. Eine wechselhafte Geschichte, wie könnte es auch anders sein, war auch diesem UNESCO-Welterbe beschert, aber es hatte immer eine wichtige Rolle in der bulgarischen Geschichte. Gemeinsam mit einigen Klöstern auf dem Berg Athos galt es als das Zentrum der Bulgarischen Aufklärung im 19. Jahrhundert. Prächtige Wandmalereien schmücken den Bau vom Baumeister Pavel Ivanovitsch (1834-37). Die hier tätige Samokower Malschule war danach richtungsweisend für die Malereien in zahlreiche bulgarische Klöster. Durch eine Postkarte im Shop wurde ich auf einen schönen osmanisch wirkenden Prunkraum aufmerksam, den wir nach längerem Nachfragen bei einer Spezialführung im Ethnografischen Museum auch besichtigen konnten. Die Besichtigung dieses Museums und der Räume wird scheinbar nicht aktiv angeboten, aber es hat sich gelohnt. Wunderschöne Teppiche, Gürtelschnallen und folkloristische Kostüme gab es dort zu bestaunen. Kein Wunder, dass all diese Kostbarkeiten im dritten Stock unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen aufbewahrt werden. Natürlich wurde gut aufgepasst, dass kein Foto in den Innenräumen gemacht wurde 😦
Intuitiv gefiel mir im Rila Museum die Tracht der Region Smolyan (ein Bezirk in Bulgarien) besonders gut. Ein kräftiges orange, rote, gelbe und grüne Fäden werden zu Karostoffen oder gestreiften Läufern verarbeitet. Dazu trägt man reich bestickte Jacken und Tücher. Das war schon die richtige Einstimmung für den nächsten Tag, da durchstreiften wir in der Tat die Region Smolyan. Angeblich stammen die Urahnen vom Bock-Chef von hier. Aus in der Familie leider nicht bekannten Gründen hat es scheinbar einige vom Clan der südslawisch-bulgarischen Smolyans nach Ungarn verschlagen, wo ein „z“ beim Namen dazu kam – Szmolyan. Als das Burgenland vor 100 Jahren von Ungarn getrennt wurde und zu Österreich kam, wurden die unmittelbaren Vorfahren mit dem „z“ Österreicher. Das ist in etwa der Familienstammbaum im Schnelldurchlauf. Vielleicht sollten wir die Wurzeln noch weiter erforschen?

Osmanische Einflüsse bei den Häusern, beim Handwerk und beim Essen sind in den Rhodopen all gegenwärtig. Shiroka Laka ist das so ein richtiger touristischer vorzeige Ort. Auf der Strasse 8683 schlängelten wir uns ziemlich alleine noch weiter bis Arda, wo wir eine alte türkische Brücke vermuteten. Eine kleine Bogenbrück gab es im Ort, aber diese erreichte bei weitem nicht die 56m Spannweiter der Teufelsbrücke von Ardino, die wir bei der Recherche gesehen hatten. Macht nichts, nun wir waren tief in den Rhodopen gelandet, in einem kleinen Ort fast am Ende der Straße. Nach den letzten 28km Kurvenspass war es Zeit in der urigen Pension einzuchecken. Dort liess sich das herannahende Hagelgewitter und der heftige Regen bei guter Hausmannskost, Raki ruschia und traditioneller Hausmusik gut aussitzen. Mit so einem tollen Samstag-Abend-Programm hatten wir nicht gerechnet.











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Sehr interessante Stammbaumforschung! – Vielleicht findet ihr ja noch die einen oder anderen und könnt Kontakte knüpfen. – Jetzt ist es auch klar warum es Euch immer wieder in die Gegend zieht – zu den Wurzeln von Stefan!
Ich bin schon gespannt was ihr da noch alles entdeckt! – Gute Weiterfahrt!
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Ma kommt unweigerlich da vorbei. So groß ist Bulgarien nicht. Liebe Grüße schon aus Griechenland
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Interessante Namensforschung, die mich sehr überrascht. Wer hätte das gedacht! Gibt es vielleicht irgendwo ein Familienschloss oder zumindest ausgedehnte Ländereien?
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Haben leider nichts interessantes entdeckt, aber vielleicht ergeben ja Nachforschungen was brauchbares. Immerhin geht der Stamm bis zu den Thrakern zurück 😉
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